von Dr. Heribert Königer (E-Mail: HKoeniger [at] t-online.de)

DWLF-Erste Hilfseinsatz in Aneho, Togo 2017

Allgemeines

Togo ist ein Staat in Westafrika, am Golf von Guinea gelegen, und grenzt an Ghana im Westen, Benin im Osten und Burkina Faso im Norden. Hauptstadt und Regierungssitz ist Lomé.

Von 1884 bis 1916 war Togo eine deutsche Kolonie. Die Landessprache ist französisch, wobei viele Menschen und Kinder nur die Landessprache wirklich beherrschen. 1 Euro entspricht 655 CFA (Franc de la Commenauté Franciére d`Afrique). Togo wird als 10. Einsatzland nun von DWLF unterstützt. Der erste Einsatz fand vom 2. April bis 16. April statt. Das Pionierteam setze sich aus dem doppelt-approbierten Gruppenleiter

  • Dr. Heribert Königer und seiner Frau, der approbierten Ärztin,
  • Barbara Spohn-Königer, Ärztin
  • Christine Neuber, Zahnarztin
  • Ulrich Troch, Zahnarzt
  • Dr. Ulrike Markmann und
  • Renate Sebert, Prophylaxe-ZMF

zusammen.

Zu den medizinischen Grundvoraussetzungen für die Reise gehören die Malariaprophylaxe und die Impfung gegen Gelbfieber, eine Impfung gegen Meningitis ist ebenso sinnvoll.

Die Arbeit in der Klinik

Während unserer Einsatzzeit hatten wir einen Fahrer. Im Minibus fuhren wir so in die Klinik, auch gerne mal mit Zwischenstopp (zum Einkaufen von Früchten) oder nach Absprache abends ins Restaurant. Ca. 7 km entfernt von unserer Unterkunft ist die Klinik, zu der wir immer transportiert wurden. Die Organisation der Arbeit lief sehr gut. Das Klinikpersonal war jederzeit freundlich und hilfsbereit. Es sterilisierte unsere Instrumente jeden Tag, dennoch sollte man immer wieder nachfragen, damit das sterilisierte Gut auch einsatzbereit ist. Auch die Anmeldung wurde am Eingang von einem Assistenten geregelt. Der einheimische Zahnarzt hat immer wieder auch mit behandelt und war bei Problemen ansprechbar. Wir hatten drei Einsatzstühle und einen Stuhl hatte sich der einheimische Zahnarzt Homer aufgestellt. Die kieferchirurgischen Fälle erreichten oft die oberste Grenze der Machbarkeit und waren mit dem angebotenen Instrumentarium kaum zu bewältigen.

Wir hatten pro Team einen Dolmetscher. Dies ist sehr wichtig, da viele Patienten kein Französisch, sondern nur die einheimische Sprache sprechen können. Daher sollten die Dolmetscher am besten ins Französische und Englische übersetzen können. Eine Abtrennung der einzelnen Team-Einheiten war möglich. Die Patienten waren vor allem Erwachsene und hatten sehr große Erwartungen, vermutlich aus großer Unwissenheit wie eine zahnmedizinische Behandlung unserer Organisation erfolgen könnte. Die Vorgabe, eine bestimmte Patientenzahl pro Tag pro Team zu bewältigen, war unrealistisch.

Das Patientenaufkommen war groß, die reine Schmerzbehandlung oft aufwendiger als gedacht. Eine Gesamtsanierung konnte nicht jeder Patient erhalten. Wir mussten uns oft auf die gesundheitlich notwendige Behandlung beschränken. Die meisten Behandlungen beliefen sich auf Extraktionen, wobei die Zähne meist stark ankylosiert waren und oftmals die ausgedehnte Osteotomie der Zähne nötig war kombiniert mit reichlich Kraftaufwand und Erfahrungshintergrund. Ein erfahrener Gruppenleiter im Bereich der Chirurgie ist wichtig.
Eine Schule konnten wir leider nicht besuchen, da Osterferien waren.

Statistik

Wir haben in den 2 Wochen 624 Patienten gesehen, 404 Extraktionen wurden durchgeführt, 180 Füllungen gelegt, bei 126 Patienten Zahnstein entfernt, 282 Prophylaxebehandlungen durchgeführt. Mehr Extraktionen hätten durchgeführt werden können, wären mehr längere Kanülen für Leitungsanästhesien vorhanden gewesen. So konnte nach Aufbrauch der Kanülen nur intaligamentäre Anästhesie oder Infiltrationsanästhesie angewandt werden.

Da die Patienten oftmals noch nie einen Zahnarzt besuchen konnten, hatten sie überdurchschnittlich viele rudimentär zerstörte Zähne. Bei den Kindern in den zwei Waisenhäusern fiel uns auf, dass der Großteil der Kinder naturgesunde Zähne hatten. Nur vier von 100 Kindern hatten Karies.

Unterbringung

Wir waren im Hotel Bella Bellow untergebracht. Die Unterbringung war gut, der Preis von 37 Euro wurde etwas überschritten (40 Euro sollte man rechnen), mit Kreditkarte oder mit Fremdwährung kann nicht bezahlt werden. Die Rechnung bekommt man am letzten Abend. Abendessen dort war sehr vielseitig und kostet ca. 5.000 CFA pro Person. Der Wein ist mit 10.000 CFA recht teuer im Vergleich zum Einkaufspreis.

Mittagessen gab es in der Klinik, eine Beteiligung wurde uns am letzten Tag empfohlen, davon gingen wir nicht aus. Die Gesamtrechnung für 10 Tage belief sich auf 200.000 CFA, wir zahlten die Hälfte. Einheimische aßen mittags ebenso mit. Wasser gab es immer in 0,5 l Flaschen und dies in der Abschlussrechnung fürs Mittagessen enthalten.  Die Unterbringung lag fünf Gehminuten entfernt vom Meer.

Wochenendtrip

Für die Ausflüge empfiehlt es sich ein Auto mit Fahrer zu wählen, dies entspricht nicht den europäischen Standard. Wir fuhren drei Stunden, begleitet von Homer, dem einheimischen Zahnarzt, über Lomé nach Kpalimé ins Gebirge. Wir hatten eine interessante dreistündige Wanderung mit einheimischen Guides, sie zeigten uns Flora und Fauna. Die Unterbringung war sehr einfach. Wir können diesen Trip für die nächsten Gruppen weiterempfehlen. Für das Auto mit Fahrer und Benzin zahlten wir 170.000 CFA.

Die Bevölkerung war sehr nett, offen und ausnehmend freundlich. Für die Kinder ist es nett, immer eine Kleinigkeit dabei zu haben. Nicht nur im Krankenhaus waren wir willkommen, auch in lokal politischen Institutionen waren wir sehr gern gesehen.

Wichtiges zum Schluss

Aufgrund des hohen Infektionsrisikos empfehlen wir unbedingt die Biogel-Handschuhe mitzunehmen, die sich bereits in der Mongolei bewährt haben. Wir empfanden diese als sehr angenehm und sicher in der Verwendung. Unterkieferzangen und kleine, schmale Hebel (Milchzahnhebel) empfehlen wir mitzubringen. Obwohl es auf der Instrumentenliste angegeben war, sind vor Ort keine rotierenden Instrumente. Fräsen und Bohrer müssen mitgebracht werden (Spendenanfragen können hier helfen).

Es waren auch für die Behandlung mehr Anästhesie Ampullen pro Behandlung nötig als wir es aus der Praxis kennen. Die vorhandenen Anästhesiemittel wurden aufgebraucht und mit privatem Material ergänzt.

Auch Guttapercha-Stangen für provisorische Füllungen empfehlen wir mitzubringen. Nadelhalter und kleine Scheren sowie große Scheren waren nicht vorhanden.

Schmerzmittel sowie Antibiotika waren auch nicht vorhanden. Da es viele Extraktionsmaßnahmen gibt, wäre es sinnvoll den Patienten etwas mitgeben zu können, da die Patienten sich den Kauf nicht leisten können (beispielsweise zwei Ibuprofen im Schmerzfall). Hier zehrten wir von einer Apothekenspende, die unser Gruppenleiter mitbrachte (Clindamycin und Amoxicillin: sechs Großpackungen, Ibuprofen 600 mg: sechs Großpackungen)

Es war sicherlich ein guter Einstand in Togo, wir waren nötig und hoch willkommen. Die Zusammenarbeit war verglichen mit anderen Einsätzen wirklich exzellent.