von Dr. Madeleine Åslund (E-Mail: madeleine [at] aslund.de)

Einsatzbericht 25.01. – 08.02.2016

Unser Team, bestehend aus Katharina Woletz (ADH), Katharina Wilke (ADH) und Madeleine Åslund (GL), trifft sich zum ersten Mal am Abend des 24.01.2016, als Gruppe in Negombowo wir nach der Anreise im Serendip Guest House und Hotel Goldi Sands untergekommen sind. Am nächsten Morgen werden wir von Mano Dharmalingam (PMG) im Serendip Guest House abgeholt und machen uns auf den Weg nach Matale.

Auf dem Weg, der ca 3-4 Stunden dauert, machen wir Pause im Elefanten-Waisenhaus und schauen den Elefanten beim Baden im Fluss und beim anschließendem Auftrieb zum geschützten Areal zu.

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Am Nachmittag erreichen wir Dad’s Home in Matale, wo wir unsere Zimmer beziehen (Kosten für ein Dreibettzimmer $ 60.00 pro Nacht, zzgl. Frühstück und Abendessen). Ein sehr sauberer angenehmer Ort.

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Mano ist immer zur Stelle und führt uns kurz in die Stadt.

Der Vormittag des ersten Einsatztages, 26.01.2016, vergeht damit, dass wir in der Bank Geld wechseln, eine SIM-Karte kaufen und zu dem Haus des Mayor von Matale fahren, wo die Geräte und Materialien gelagert sind. Dort wird alles ausgepackt und eine kleine Inventur durchgeführt. Alles ist in staubigen Pappkartons verstaut.

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Leider stellen wir fest, dass eine Flasche Desinfektionslösung leckt und Flüssigkeit auf eine der beiden Polimerisationslampen geronnen ist. Beim Testlauf beider mobilen Kompressoreneinheiten versagen beide Druck aufzubauen. Nach Aufschrauben der Gehäuse müssen wir feststellen, dass bei beiden Einheiten der Großteil der Schläuche porös und abgerissen bez. gebrochen ist. Der Versuch, aus zwei kaputten eine funktionierende Einheit zu machen, schlägt fehl und wir sehen ein, dass eine schnelle und einfache Reparatur nicht möglich ist. Wir stellen auch fest, dass jegliches Füllungsmaterial fehlt. Leider sind die Transportboxen aus Metall für die DWLF noch nicht abholbereit, da noch keine Zahlung erfolgt ist. Nach Zahlung im Büro der Firma wurden sie fertig lackiert und die Lieferung ist für den nächsten Tag versprochen. Derweil verstauen wir wieder alles in die Kartons. Im Übrigen stellen wir fest, dass keine Händedesinfektionslösung bzw. sprühbare Oberflächendesinfektion vorhanden ist.  Dies hätte vom Matale Municipal Council zur Verfügung gestellt werden sollen, aber es herrschte Unklarheit darüber, welches Mittel benötigt werde und in welchen Mengen.

Daraufhin haben wir mit Mano sechs Apotheken in Matale aufgesucht und nirgends war ein entsprechendes Mittel erhältlich. Zusätzlich kaufen wir in kleinen Geschäften Putzschwämme, antibakteriellen Allzweckreiniger, Kunststoffschalen, um eine Hygienekette für schmutzige und gereinigte Instrumente einrichten zu können, Handtücher und Lappen.

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Am 27.01.2016, nach einem schönen Frühstück im Dad’s Home, kommt Mano mit der Information zu uns, dass 15 Liter Händedesinfektion auf dem Weg zu uns seien, sodass unserer Abreise nichts im Wege steht. Die Einheiten sollen in der Zwischenzeit repariert und dann zum Einsatzort nachgeschickt werden.

Wir besuchen das Rathaus, den Matale Municipal Council und treffen dort auf Lord Mayor Hilmy und seine Mitarbeiter. Er schlägt vor, dass wir am Ende des Einsatzes die mobile Klinik im Rathaus einrichten, um die Mitarbeiter des Council zu behandeln. Wir sind überrascht und lassen dies als Möglichkeit vage im Raum stehen.

Danach geht es zum Haus mit den Geräten zurück und wir warten auf das Eintreffen der Händedesinfektion. Nach langer Wartezeit erhalten wir einen 5-Liter-Kanister mit Chlorhexidin Waschgel und ein Kleinlastwagen mit offener Ladefläche erscheint. Wir brechen den Einladevorgang ab, da das Waschgel nicht zum Desinfizieren geeignet ist. Nach einer Internet-Recherche und nach Besprechung mit dem Public Health Inspector kommen wir darauf, dass lokal erhältlicher „Medical spririt“ mit 99% Isopropanol für unsere Zwecke geeignet ist. Nach einer weiteren Wartezeit einen 5-Liter-Kanister. Auch drei der vier bestellten Metallboxen werden geliefert.

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Wir sind abfahrbereit, wäre nicht der Kleintransporter wieder weggefahren. Doch nun erscheinen Mayor Hilmy und der Managing Director Elkaduwa Plantations Ltd Mr. Wadugodapitiya und erfragen von uns den Ablauf des Einsatzes. Wir berichten von unseren technischen Problemen und, dass uns Material für das Legen von Füllungen fehlt. Nach Reparatur der Einheiten würde uns immer noch ein dentales Adhäsivsystem fehlen, um zumindest die mitgebrachten Materialien zu verwenden. Die Eröffnung der Tatsache, dass wir keine Füllungen sondern ausschließlich Extraktionen und Zahnsteinentfernungen durchführen können, löst große Enttäuschung aus. Mayor Hilmy stellt einen Kontakt zu einem “Dentalshop” in Kandy her, um das, was fehlt, zu besorgen und nachzuliefern.

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Am späten Nachmittag, nach 16:00 Uhr können wir endlich aufbrechen und erreichen in der Dunkelheit den Bungalow von Mr. Wadugodapitiya. Dort werden wir zu unserer Überraschung abgewiesen. Auch unsere Begleiter Mano und Wazook wissen nichts von einer Planänderung. Wir werden in ein Hotel „Barefoot Inn” gebracht und verbringen eine Nacht dort.

Am nächsten Tag, 28.01.2016, werden wir von einem uns unbekannten Fahrer abgeholt, der uns zur Teeplantage bringen soll. Es erwartet uns eine weitere Überraschung, denn wir werden nicht zum geplanten Allakolla Estate gefahren, sondern zum Goomera Estate. Es erwarten uns der dortige Superintendent und sein Assistent, dessen Gäste wir für die Dauer des Einsatzes sein werden. Später erfahren wir, dass die beiden erst zwei Stunden vor unserem Eintreffen darüber informiert wurden, dass sie ein „Dental Project” beherbergen werden. Wir können uns in einer Schule in Gehdistanz zum Bungalow ein Klassenzimmer wählen, um dort die „Clinic“ einzurichten. Wir wählen jenes, welches ein Waschbecken und damit auch einen Abfluss hat.

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Die Geräte sind vom offenen Transport völlig verdreckt und wir verbringen den gesamten verbleibenden Tag mit dem Reinigen der Geräte, Inventur der bis dahin noch original verpackten, zahnärztlichen Instrumente usw. Beim Einschalten der Autoklaven schmelzen uns mehrere Steckerleisten und Adapter. Es vergeht der ganze Tag mit Putzen, Aufbauen und Tüfteln an einer Lösung für die Autoklaven.

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Am nächsten Morgen – es ist der 29. 01. 2016 – schmilzt sogar eine gesamte Steckdose in der Wand, aber es ist schließlich möglich, die Autoklaven in den Nachbarklassen aufzustellen. Einen Gaskocher hätte es im Bungalow zwar gegeben aber damit wäre dem Haus die Kochmöglichkeit genommen. Die Lehrer der Schule organisieren die Kinder in Gruppen von ca. 30 zur Gruppenprophylaxe. Wir klären auf über die Ursachen von Karies und zeigen die richtige Putztechnik. Die Kinder bekommen je eine Zahnbürste und draußen vor der Schule wird das Gezeigte mit Bürste und Zahnpasta geübt. Insgesamt erreichen wir mit 6 Gruppen 194 Kinder. Am Nachmittag beginnen wir zahnärztliche Untersuchungen an den Kindern durchzuführen. Die Kinder werden uns von den Lehrern sehr organisiert und klassenweise zugeführt. Notwendige Behandlungen werden notiert, ohne zu wissen, wie viele Kinder wir tatsächlich behandeln können und ob je ein anderes Team in den Estate kommt.

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Unser Gastgeber bittet um eine zahnärztliche Untersuchung und wir stellen fest, dass viel Klebereste und zwei KFO-Bänder von einer festsitzenden Zahnspange noch vorhanden sind. Er erklärt uns, dass er diese Behandlung in der ca. 45 Minuten entfernten Stadt Kandy erhalten hat. Zahnärztliche Einrichtungen sind also für diejenigen Menschen, die sich die Behandlung leisten können und wollen, durchaus in Reichweite.

Am Abend führt unser Gastgeber uns zu einer traumhaften Badestelle am Fluss. Baden ist für uns dort leider nicht möglich, da die Stelle schon von anwohnenden jungen Männern in Anspruch genommen wird und unser Gastgeber Lilinda Sicherheitsbedenken äußert. Wir fahren weiter zu einem kleineren Fluss-Pool.

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Am 30.01.2016 werden wieder nur zahnärztliche Untersuchungen bis Mittag durchgeführt. Am Nachmittag können wir Extraktionen und Zahnreinigungen anbieten. Wir sehen ab und an Patienten, die schon Füllungen haben und lernen, dass es im Kandy Distrikt eine mobile zahnärztliche Einheit gibt, die schon einmal in dieser Gegend war. Die Menschen sind recht gut informiert über Zahnheilkunde und was sie wünschen. Zahnreinigungen sind sehr beliebt und wir staunen als wir einen Patienten mit Zahnhalsfüllungen vorfinden.

Wir haben nicht den Eindruck, dass Teeplantagen-Arbeiter zu uns kommen. Dies liegt sicherlich daran, dass unser Einsatzort so spontan geändert wurde und die Mitarbeiter vor Ort verständlicher Weise auf unser Kommen kein bisschen vorbereitet waren.

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Der Assistant Superindentant Lilinda ist ein wunderbarer Gastgeber und das Essen ist einfach fantastisch. Leider ist das Haus sehr alt und in schlechtem Zustand. Nach der zweiten Nacht halten wir den Geruch der Matratzen nicht mehr aus und bitten darum, diese an der Sonne zu trocknen. Das hilft tatsächlich aber wir sind dennoch froh, dass wir eigene Schlafunterlagen dabei haben. Moskitos sind in diesen höheren Lagen kein Problem, aber nächtliche Besuche von Ratten, besonders im Bad, sind die Regel. Auch eine Ratte, die aus dem Sofa heraus gelaufen kam, während wir darauf sitzend Tee getrunken haben, schreckt uns nicht ab und wir arrangieren uns. Die Menschen sind extrem liebenswürdig und hilfsbereit.

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Am 31.01.2016 haben wir alles soweit im Laufen, dass wir pünktlich in der Früh die “Clinic” starten. Es kommen wenige Patienten und kurz darauf statten uns Mayor Hilmy mit Polizeischutz, Mano, Wazook und der lokale Dentalvertreter Inhesh einen Besuch ab. Sie bringen mehr Composite Material (was wir eigentlich nicht brauchen) und leider kein Ätzgel und Bonding (was wir dringend bräuchten). Mit dabei sind die reparierten Einheiten. Alle Schläuche wurden ersetzt und die alten wurden uns als Beweis überreicht. Der Mayor bittet um eine zahnärztliche Untersuchung und wir beraten ihn wegen einer Behandlungsnotwendigkeit, die wir unmöglich vor Ort lösen können. Was wir tun können, ist eine Zahnreinigung zu geben.

Wir besprechen dann im Bungalow – auf besagtem Sofa Tee trinkend – die aktuelle Situation und die Probleme, mit denen wir zu kämpfen hatten bzw. haben. Am Nachmittag haben wir bereits so viel Verpackungsmüll und klinische Abfälle produziert, dass wir uns um die Müllentsorgung Gedanken machen. Dieser wird in einer dafür vorgesehenen Grube hinter der Schule einfach verbrannt. Wir haben Nadeln in einer alten Plastikflasche gesammelt und wollen diese nicht direkt hinter der Schule einfach verbrennen. Wir werden sie nach Matale mitnehmen und hoffen auf die Möglichkeit einer geregelten Entsorgung dort.

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Am 01.02.2016 haben wir unseren freien Tag und Lilinda fährt mit uns auf eine Wanderung in die Knuckles Hills. Es ist eine wirklich sehr schöne Landschaft und wir genießen die Ausblicke auf die umliegende Plantagenlandschaft. .

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Ein Besuch in der Teefabrik rundet den Tag ab. Wir sehen, wie die frisch geernteten Teeblätter bis zur versandfertigen Verpackung verarbeitet werden. In diesem Estate wird ausschließlich Schwarztee und zwar Orange Broken Pekoe (verschiedener Grade) und Leafy Orange Pekoe hergestellt.

Am Dienstag 02.02.2016 sind wir zum ersten Mal mit den funktionierenden Einheiten und dem nachgelieferten Bonding voll einsatzfähig und behandeln den gesamten Tag. Die Polimerisationslampe, auf die bei der Lagerung Flüssigkeit geronnen war, funktioniert jetzt nicht mehr aber zum Glück haben wir eine zweite dabei. Unsere Zielgruppe, die Teepflücker, verfehlen wir vollständig und erfahren, dass diese wegen der Arbeitsbedingungen generell nur am Samstag und Sonntag zur Behandlung kommen können.

Am 03.02.2016 hat es sich herumgesprochen, dass wir alle Behandlungen in der “Clinic” machen und es kommen viele Patienten, „Village People“ und Angehörige des Schul- und Hauspersonals. Kurz vor dem Lunch hat eine von unseren Assistentinnen eine Nadelstichverletzung mit einer kontaminierten Nadel und macht sich zusammen mit dem Patienten auf nach Matale zur Blutabnahme. Das verbleibende Team ist jetzt nur mehr zu zweit und arbeitet einen langen Nachmittag. Insgesamt bewältigen wir ca. 30 Patienten an diesem Tag und sehen ein, dass es zu zweit sehr schwierig ist. Wir treffen die Entscheidung, für den nächsten Tag einzupacken und den Einsatz einen Tag früher als geplant abzubrechen.

Donnerstag, 04.02.2016 Abreise mit dem Three-wheeler (Tuktuk) nach Matale. Die Geräte und Materialboxen bleiben in der Schule und deren Transport ist gesondert geregelt. Wir wohnen jetzt wieder im Dad’s home.

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Nach der Rückreise haben wir etwas Zeit, Gewürze einzukaufen und uns in einer Batikfabrik den Herstellungsprozess erklären zu lassen. Zum Abschluss des Projekts gibt es ein köstliches Abendessen und wir werden von Manos Frau und seiner Schwägerin in wunderschöne Saris gekleidet.

DSC_1521 Sari Bild mit Mano

Am Samstag erklimmen wir den Felsen von Sigirya und sehen uns die liegenden Buddhas in den Felsentempeln von Dambulla an. 

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Den Sonntag verbringen wir mit dem Besuch der heimlichen Hauptstadt Kandy. Und natürlich sehen wir uns den Sri Dalada Maligawa Tempel an, in dem Buddhas Zahnreliquie verwahrt wird.

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Am 22.02.2016 werden Lord Mayor Hilmy und Dr. Åslund in der deutschen Botschaft von Herrn Haselier empfangen und wir berichten über die Tätigkeit der DWLF in Sri Lanka und über die Fortschritte des ersten Teams. Das zweite Team, Dr. Burkhard Schürer und Conny Schürer, konnte Frau Dr. Åslund am Vorabend kennenlernen und über die Gegebenheiten des Einsatzes entsprechend informieren.

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Wunderschöner Strand bei Tangalle im Süden der Insel für traumhafte Erholungstage nach dem Einsatz.