Bericht von ZA Wolfgang Voß (E-Mail: wmvoss [at] web.de)

Im November 2024 leistete ich mit meinem insgesamt fünfköpfigen Team meinen dritten Einsatz in Sambia ab.

Unser Team:

  • ZA Wolfgang Voß (AD/GL)
  • Dr. Tina Rodemer (AD)
  • Dr. Isabelle Krehbiel (AD)
  • Kadi Romantsov (ADH)
  • Tanja Bender (ADH)

Nach etwa 13 Stunden Flugzeit, mit 2,5 Stunden Zwischenstopp in Dubai landeten wir am Samstag, den 09.11.24, pünktlich um 14:30 Uhr in Lusaka. Die Passformalitäten bei der Einwanderungsbehörde verliefen unkompliziert. Der Zoll winkte uns einfach durch, obwohl wir jeder zwei Koffer mit viel Material und Geschenken, in Form von Zahnhygieneartikeln und Mitbringsel für die Kinder, mitführten.

PMG Herman Striedl holte uns persönlich vom Flughafen ab, musste aber ein zweites Fahrzeug für unser Gepäck ordern. Die Fahrt vom Flughafen zur Sandy Beach Lodge, am Karibasee bei Siavonga, dauert normalerweise dreieinhalb Stunden. Wegen extremen Verkehrsaufkommens in Lusaka und aufgrund von Unfällen, mit langen Staus, benötigten wir diesmal sechs Stunden und kamen erst bei Dunkelheit, nach 21 Uhr und ziemlich geschafft, in unserer Lodge an. Die Mitarbeiter, die ich fast alle von vorangegangenen Einsätzen kannte, begrüßten uns sehr herzlich.

Den Sonntag nutzten wir zur Eingewöhnung, genossen das Klima und die tolle Lage am Karibasee, dem aufgestauten Sambesi, mit einer Größe von 30 km Breite und 280 km Länge und einer Tiefe von 470 bis 480 Metern.

Am Vormittag durften wir im nahegelegen Mädcheninternat an einem zweieinhalbstündigen Gottesdienst teilnehmen. Die tiefe Gläubigkeit der Menschen beeindruckte uns sehr. Es wurden Bibelzitate vorgetragen und die Mädchen sangen und tanzten mit großer Fröhlichkeit und wunderschönen klaren und ausdrucksvollen Stimmen, die uns sehr berührten.

Am Nachmittag reinigten und sortierten wir Material und Instrumente und füllten alles aus unserem mitgebrachten Vorrat auf.

Im Verlauf unseres Einsatzes besuchten wir die Zahnstation der Clinic in Siavonga. Dort sind zwei Behandlungszimmer vorhanden. Mehrere Dental Therapists führen dort die notwendigen Behandlungen, vor allem Zahnextraktionen, durch. Eine von ihnen, Beene Buleze, hatte anfangs des Jahres eine Weiterbildung absolviert, die ich unterstützt habe und darf nun Kariesbehandlungen mit Kompositfüllungen durchführen.

Leider sind beide Behandlungseinheiten völlig unbrauchbar, sodass sie nur noch als Behandlungsliegen in einer unveränderlichen Position genutzt werden können. Dennoch konnten alle Patienten von ihren Schmerzen befreit werden und verließen die Clinic mit großer Dankbarkeit.

Die anderen Tage behandelten wir in unterschiedlichen „Clinics“, die wir oft erst nach einer Stunde Anfahrt erreichten. In einigen Zimmern standen ausgediente Behandlungseinheiten, die aber alle ohne Funktion waren. Die Reparatur defekter Teile oder der Austausch von Platinen kann nicht durchgeführt werden, da weder Ersatzteile noch geeignetes Fachpersonal zur Verfügung stehen. Sinnvoll wäre der Einsatz rein mechanisch bedienbarer Behandlungsliegen und unkomplizierter, mobiler Behandlungseinheiten.

Wohin wir auch kamen, warteten die Menschen geduldig, bis sie an der Reihe waren. Diese Ruhe und Geduld gibt es bei uns in Deutschland nicht mehr. Nach der Behandlung bekamen die Kinder Zahnbürsten und Spielzeug und die Erwachsen T-Shirts, die dankbar angenommen wurden.

Da wir bisweilen keinen Strom zur Verfügung hatten, mussten wir des Öfteren notwendige Osteotomien auf althergebrachte Weise durchführen. Meine jüngeren Kolleginnen haben sehr schnell umgesetzt, wie mit einem schmalen Hebel und intensivem Klopfen mit der Extraktionszange der PA-Spalt rundherum kontinuierlich erweitert werden kann, bis der Zahn so gelockert ist, dass er problemlos entnommen werden kann. Diese, eigentlich schonende Art der Osteotomie, würde in deutschen Praxen von keinem Patienten mehr toleriert werden.

Wir konnten auch drei Schulen besuchen und dort Reihenuntersuchungen durchführen und den Lehrern und Kindern die Wichtigkeit der Mundhygiene vermitteln. Im Anschluss daran verteilten wir Zahnbürsten und Zahnpasta an alle Kinder. – Unsere mitgebrachten Fußbälle wurden mit Begeisterung angenommen und gleich ausprobiert.

Am letzten Tag besuchten wir noch eine private Bildungseinrichtung, „ACRES OF FUN ACADEMY“, am Rande von Siavonga. Diese wurde von einem kanadisch-afrikanischen Ehepaar ins Leben gerufen und bereitet Kinder schon ab zwei Jahren aufs Lernen vor und unterrichtet die Älteren bis zum Abschluss. Wir waren fasziniert, dass selbst die ganz Kleinen schon in Reihe und singend ankamen und in Ruhe auf ihre Untersuchung warteten. Kleine Geschenke wirkten motivierend und wurden dankbar angenommen. Hier konnten wir auch unsere letzten beiden Fußbälle verteilen.

Nach der Arbeit haben uns die Betreiber der Schule, John und Edith Chilton, in Ihr Haus eingeladen und uns Erfrischungsgetränke angeboten. Dabei haben wir viel über die Einrichtung erfahren. Alle Kinder werden gebracht oder mit eigenem Schulbus abgeholt. Sie bekommen Schuluniformen und warmes Essen und Getränke. Die Kosten betragen umgerechnet 35 EUR pro Kind und Quartal.

Bildung ist wirklich das Allerwichtigste für die Menschen und die Zukunft des Landes.

Das Wochenende, in der Mitte unseres Einsatzes, nutzten wir für eine Fahrt nach Livingstone. Dort hatten wir ein umfangreiches Sightseeing-Programm gebucht. Bei einer Sundowner-Bootsfahrt auf dem Sambesi konnten wir Hippos, Krokodile und am Ende auch noch zwei kämpfende Elefanten bewundern.

Für eine Safari im Chobe Nationalpark fuhren wir nach Kasane in Botswana und sahen Antilopen, Giraffen, Paviane, Kaffernbüffel und näherten uns bis auf wenige Meter zwei schlafenden Löwen. Nach einem reichlichen Mittagsbuffet unternahmen wir noch eine Bootsfahrt auf dem Chobe River.

Vor unserer Rückreise zur Sandy Beach Lodge besuchten wir noch die Victoriafälle, die leider nur sehr wenig Wasser führten. Tina, Isabelle und Tanja hatten noch einen Helikopterflug über die Victoriafälle gebucht und konnten aus der Luft sogar eine Elefantenherde bewundern.

Dieser Einsatz, die Fröhlichkeit, die Dankbarkeit und die Herzlichkeit der Menschen werden uns für immer in Erinnerung bleiben. Ich bedanke mich bei meinem gesamten Team für die tolle Unterstützung. Solange es in den abgelegenen Gegenden Sambias nur eine unzureichende zahnärztliche Versorgung gibt, sind diese Einsätze unverzichtbar. Wohin sollen die armen Menschen sonst mit ihren Zahnschmerzen gehen?

Danksagung

Wir bedanken uns bei Herman Striedl, PMG und seinen Mitarbeitern für die herzliche Aufnahme, das wirklich gute Essen, für die Organisation und das Kümmern.

Wir bedanken uns bei den Kollegen Dr. Andreas Schmich und Dr. Alexander Ritsert, München und bei Thomas Müller vom FC Bayern München für zwei signierte Fußbälle.

Wir bedanken uns auch bei den Zahnärzten Dres. Schirmer in Schifferstadt und der Sparkasse Mittelhaardt, deutsche Weinstrasse,  für Material, Präsente und T-Shirts.

Wir bedanken uns auch sehr herzlich bei Dr. Robert Rauter, Bad Säckingen, Dr. Tilmann Haass und Dr. Maria Haass, München, für die Unterstützung meines Einsatzes im Auftrag der DWLF.


Zahnärzte ohne Grenzen bittet um Unterstützung:
Altgoldsammeln für ein neues Kinderlächeln

Eine Bitte an geneigte Zahnärztinnen und Zahnärzte: Möchten Sie mit Ihrer Praxis Zahnärzte ohne Grenzen unterstützen und für uns – mit Einverständnis Ihrer Patienten – Altgold sammeln? Sie und Ihre Patienten unterstützen damit vor allem unsere zahnärztlichen Assistenzen und Zahntechniker, welchen wir aus dem Erlös Zuschüsse zu den Einsatzkosten gewähren können.

Wenn Sie uns unterstützen möchten, wenden Sie sich bitte an unseren Beauftragten für das Altgoldsammeln.

Hier geht’s zur Aktion …