Bericht von Nicole Fraune
Nach acht Monaten Vorbereitung, vielen Video-Calls treffen wir uns am 17. Januar 2025 am Frankfurter Flughafen zum ersten Mal.
Unser vierköpfiges Team:
- Dr. Wolfgang Pehl (GL/AD)
- ZA Henk van der Velden (AD)
- Tina Gauss (ADH)
- Nicole Fraune (ADH)
Tina ist eine erfahrene Assistentin und war bereits bei mehreren DWLF-Einsätzen dabei.
Mit gefühlt 100 kg Übergewicht geht es auf große Reise nach Kabwe. Dort angekommen werden wir am Flughafen von Joachim Deinert und Burkhard Will begrüßt. Herr Deinert ist der Gründer von „Ein Haus für Kinder e.V.“, von ihm bekommen wir die Räumlichkeiten gestellt, in welchen wir die Zahnklinik einrichten. Herr Will betreibt die Unterkunft „Safari Lodge Kabwe“, bei ihm werden wir die nächsten 14 Tage wohnen und er wird unser Fahrer zur Klinik sein.
Die Autofahrt nach Kabwe dauert drei Stunden. Die Straße ist eine sehr stark befahren, sie ist die Hauptstrecke für viele LKWs Richtung Tansania. Müde von der langen Reise kommen wir in der Lodge an. Dort werden wir herzlich empfangen, jeder bekommt ein kleines Häuschen mit Bett und einem kleinen Badezimmer.
Am nächsten Tag, nach dem Frühstück, machen wir uns mit Herrn Deinert auf den Weg zu dem Gelände, wo unsere Zahnklinik aufgebaut werden soll. Am Gelände angekommen sind wir begeistert. Die Räumlichkeiten sind ein Paradies für das Einsatzteam. Hier wird ein fester Standort entstehen, ohne lange Anfahrten, wie es sonst bei DWLF-Einsätzen oft der Fall ist.
Wir machen uns gleich an die Arbeit, überlegen wo wir was aufbauen. Zu unserem Glück ist alles aus dem Container der DWLF angekommen. Herr Deinert zeigt uns dann seine Schule, die sich gegenüber, auf der anderen Straßenseite, befindet. Die Schüler werden unsere Hauptzielgruppe für die erste von zwei Wochen sein. Ziel ist aber auch, dass die Bevölkerung aus dem Umland zahnmedizinischen Zugang bekommt. Seit 2017 baut Deinert die Schule stetig weiter aus. Gerade ist ein weiteres Schulgebäude fertig geworden. Hier haben die Kinder aus den Slums eine Chance auf Bildung. Deinert spendet ihnen die nötigen Schuluniformen, Bücher und die Kinder bekommen ein warmes Mittagessen. Ihm ist es wichtig, dass diese Kinder durch Bildung eine Chance erhalten, um später vielleicht nicht in Armut leben zu müssen. Wir sind begeistert von seinem Projekt!
Am Montag beginnen wir mit vielen fleißigen, einheimischen Arbeitern die Klinik einzurichten. Es wurde viel gebohrt und gehämmert, geputzt, Regale aufgebaut, Material ausgepackt und eingeräumt, die Behandlungseinheit und zwei Waschbecken aufgebaut. Nach vier Tagen haben wir es geschafft, die Klinik ist einsatzbereit!
Am Donnerstag starten wir mit viel Elan in unsere Mission. Die Lehrer kommen mit den Kindern klassenweise zu uns. Draußen, vor der Klinik, steht ein Pavillion den wir als unser Wartezimmer nutzen. Die Kinder sitzen im Stuhlkreis darin.
Um das Eis zu brechen starten wir mit der Prophylaxe, dabei unterstützt uns eine Handpuppe, das Prophylaxe-Pferd. Durch das Pferd tauen die anfangs schüchternen, zurückhaltenden Kinder und Lehrer langsam auf. Wir haben viel Spaß und lachen zusammen. Die Kinder lieben das Pferd! Danach legen wir von jedem Kind und Lehrer eine Karteikarte an. Vorab haben wir mit den Lehrern besprochen, dass wir von den Kindern eine Einverständniserklärung benötigen, damit wir sie behandeln können. Bei den Checkups stellen wir mit gr0ßer Freude fest, dass 70% der Kinder keine Karies haben. Bei den Kindern, bei welchen wir etwas tun müssen, sind es vorrangig kleine Füllungen oder Wurzelreste von Milchzähnen, die entfernt werden müssen. Man sieht, dass Süßigkeiten und Fast Food hier noch nicht angekommen sind.
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Das Wochenende steht uns zur freien Verfügung
Sonntag machen wir getrennte Ausflüge. Die Männer fahren noch einmal mit Herrn Will und Herrn Deinert und besichtigen mehrere Farmen und machen eine Wandertour. Wir Frauen gehen mit einem Einheimischen zu seiner Kirche und nehmen am Gottesdienst teil. Schon als wir ankommen, singen die Menschen miteinander und begrüßen sich. Wir werden wieder sehr herzlich empfangen und sogar während des Gottesdienstes der Gemeinde vorgestellt. Kirche bedeutet den Menschen hier sehr viel! Der Glaube an etwas gibt ihnen Hoffnung und das feiern sie ausgiebig mit viel Musik, Tanz und Gesang – jeden Sonntag. Ein ganz anderer Ablauf als wir es bei uns kennen. Sie verbringen sonntags in der Kirche mehrere Stunden zusammen. Nach der Kirche werden wir noch eingeladen zu einem Begrüßungsgetränk, wir sind sehr berührt von so viel Herzlichkeit. Am Nachmittag fahren wir zurück zur Lodge und genießen den freien Tag.
Die zweite Woche
In der zweiten Woche setzen wir unsere Checkup´s fort. Leider wird uns die Behandlung erschwert, da wir immer wieder Stromausfall haben. Ein Generator kann nicht betrieben werden, da es keinen Diesel zu kaufen gibt. Durch den vielen Regen können wir auch nicht auf Strom durch Solarmodule hoffen. Vorrangig müssen wir Zähne ziehen. Da dieses Problem dringend beseitigt werden muss, arbeitet Herr Deinert auf Hochtouren an einer Lösung. Eine neue Solaranlage muss her. Diese wird in Lusaka gekauft und aufgebaut. Das nachfolgende Team wird auf jeden Fall mit Strom versorgt.
Am Mittwoch wird die Klinik durch das öffentliche Gesundheitsamt abgenommen. Wir haben mit Bravour bestanden!
Freitag sind wir zur Einweihung des 3. neuen Schulgebäudes und der Klinik eingeladen. Ein buntes Festprogramm erwartet uns. Die Kinder und Lehrer haben in den letzten Tagen viel vorbereitet. Es werden Tänze vorgeführt, zusammen gesungen. Die kleinsten Kinder aus der Vorschule überraschen alle mit der neuen Schuluniform, die Herr Deinert den Kindern anfertigen ließ: aus rot-beige wird blau-dunkelblau. Der District Commissionär besichtigt unsere Klinik und ist recht angetan. Wir und alle anderen um uns herum freuen sich, dass wir es wirklich geschafft haben eine neue Station der DWLF aufzubauen.
Die Zeit geht so schnell vorbei, wir können es kaum glauben. Nach anstrengenden und bewegenden Tagen sind wir glücklich über das, was entstanden ist. Jetzt heißt es Abschied nehmen!
Zwei Kinder bleiben uns ganz besonders in Erinnerung: Martin und Mildred. Sie sind geistig eingeschränkt und werden es bestimmt nicht einfach haben im Leben. Mit dem Schulbesuch bekommen sie aber eine Chance. Eine Chance die wichtig ist für alle Kinder. Nur so, durch Bildung haben sie eine bessere Chance im Leben. Vor allem auch die Mädchen.
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Was wir hier gesehen und erlebt haben nehmen wir tief in unseren Herzen mit. So viel Armut, so viele Waisenkinder und trotzdem sind die Menschen hier glücklich. Sie strahlen, die Kinder halten fest zusammen, ganz anders als bei uns. Wir sind dankbar für alles, was wir hier erleben durften. Wir fahren mit viel Freude in unserem Herzen nach Hause.
Zahnärzte ohne Grenzen bittet um Unterstützung:
Altgoldsammeln für ein neues Kinderlächeln
Eine Bitte an geneigte Zahnärztinnen und Zahnärzte: Möchten Sie mit Ihrer Praxis Zahnärzte ohne Grenzen unterstützen und für uns – mit Einverständnis Ihrer Patienten – Altgold sammeln? Sie und Ihre Patienten unterstützen damit vor allem unsere zahnärztlichen Assistenzen und Zahntechniker, welchen wir aus dem Erlös Zuschüsse zu den Einsatzkosten gewähren können.
Wenn Sie uns unterstützen möchten, wenden Sie sich bitte an unseren Beauftragten für das Altgoldsammeln.