von Wolfgang Voß ( E-Mail: wmvoss [at] web.de)
Anfang Oktober 2018 war unser Team vollzählig :
- Roshanak Faraji, Zahnärztin aus Hamburg, mit
- Lena Petersen, Praxismanagerin aus Hamburg,
- Jochen Kirschner, Zahntechnikermeister aus Darmstadt und ich,
- Wolfgang Voß, Zahnarzt i.R. aus Grafing bei München.
Nun konnten die Vorbereitungen beginnen: es ergab sich ein intensiver WhatsApp-Kontakt über den wir uns schon gut kennen lernten und unsere Materialsammlung abstimmten.
Am Samstag, den 02.02.2019 trafen wir uns am Flughafen Frankfurt am Schalter der „Air Namibia“.
Sonntag, 03.02.2019
Um 06.10 Uhr sind wir in Windhoek gelandet, die Immigration-Formalitäten verliefen zügig, anschließend mussten wir mit unserem Gepäck noch durch den Zoll. Da alle Koffer erneut durchleuchtet wurden und wir jede Menge zahnärztliches Material und Ausrüstungsgegenstände mitführten, wurde jeder Koffer vom Zoll durchsucht. Es wurde eine Einfuhrgenehmigung verlangt, eine Vorlage des MoU wurde als nicht ausreichend akzeptiert und die Zöllnerin meinte, sie müsse Zoll erheben und verlangte einen Nachweis über den Wert der Materialien. Erst telefonische Rücksprache mit Dr. Ruta – Chief Dentist im Gesundheitsministerium – konnte nach langem Hin und Her Abhilfe schaffen.
So ging es mit einer Stunde Verspätung nach Windhoek, wo wir den Mietwagen in Empfang nahmen und im Dental Depot noch die Ausrüstung ergänzten. Dann machten wir uns auf den Weg nach Keetmanshoop. Wir fuhren gleich in die Centrallodge, die Dr. Chigova für uns organisiert hatte.
Nach dem Abendessen trafen wir dort auch Dr. Chigova und verabredeten uns für den nächsten Morgen im „Keetmanshoop-Hospital“.
Montag, 04.02.2019
Um 09.00 Uhr trafen wir uns im „Keetmanshoop-Hospital“ (MoHSS). Dort nahmen wir an einem allgemeinen Briefing mit den Zahnärztinnen und Zahnärzten des Klinikums teil. Danach besichtigten wir die Zahnstation, lernten die Mitarbeiter und die Behandlungsabläufe kennen und nahmen noch einen Teil der Ausrüstung auf, bis unser Kofferraum bis an den Rand vollgepackt war. Weiter ging es über 240 km nach Karasburg.
Unterwegs kamen wir in eine Polizeikontrolle. Bei der Passkontrolle fiel dem Beamten auf, dass in einem Pass als Ablaufdatum des Visums der 04. Feb. 2019 anstatt wie in den anderen Pässen der 04. März 2019 eingetragen war. Das sollten wir am nächsten Tag ändern lassen. Wir versprachen dieses und konnten unsere Fahrt fortsetzen.
in Karasburg waren wir bei Patricia in den „Sunset-Chalets“ untergebracht. Am Nachmittag fuhren wir ins Hospital Karasburg, luden unsere Ausrüstung ab und nahmen schon Abformungen für Prothetik, Unterfütterung und Reparaturen.
Dienstag, 05.02.2019
Um 08.15 Uhr begannen wir mit der Behandlung. Wie erwartet Extraktionen, Füllungen und weitere Abformungen für Zahnersatz.
In einer kurzen Mittagspause, fuhr Roshanak zum Immigration-Office, um das fehlerhafte Visum korrigieren zu lassen. Angesichts ihres DWLF-Shirts entschied der Immigration-Officer, das wir unter Falschangabe mit einem Touristenvisum eingereist seien, ohne Arbeitserlaubnis. Da eine Application des MoHSS auch nach Telefonaten mit Dr. Ruta nicht vorgelegt werden konnte, mussten wir die Arbeit sofort beenden und wurden unter Haftandrohung aufgefordert, das Land innerhalb von 72 Stunden zu verlassen. Wir packten also unsere Sachen.
Mittwoch, 06.02.2019
Um 06.00 Uhr traten wir unsere Rückreise an. Zunächst bis Keetmanshoop. Dort trafen wir uns um 08.15 Uhr mit Dr. Arthur Chigova, der versprach, uns in jedem Fall behilflich zu sein und uns ein Workvisum zu besorgen, damit wir unsere Arbeit fortsetzen könnten.
Die Mittagszeit nutzen wir zum Besuch der „Krönlein Primary School“ in Keetmanshoop. So verging die Wartezeit.
Arthur hat wirklich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt. Um 14.00 Uhr hatten wir einen Termin beim Vorgesetzten Immigration-Office in Keetmanshoop und bekamen unsere Workvisa. Die Arbeit konnte also weitergehen. Bei unserer Rückkehr in Karasburg war die Freude groß.
Donnerstag, 07.02.2019 – Freitag 08.02.2019
Hoch motiviert haben wir den ganzen Tag von 08 – 18 Uhr gearbeitet. Jochen, unser Techniker, verfügt offenbar über magische Kräfte. Bissnahmen, Einproben, Fertigstellungen innerhalb von nur zwei Tagen – kein Problem für ihn.
Mit der tollen Unterstützung durch die einheimischen Mitarbeiter konnten wir noch viele Patienten behandeln.
Samstag 09.02./Sonntag 10.02.2019
Das Wochenende verbrachten wir in dem „Hot Springs Resort“ („Ai-Ais„, „Fishriver Canyon„).
Aufgrund starker Regenfälle in den vergangenen zwei Nächten, waren Straßen zum Teil unpassierbar, sodass wir ca. 100 km Umweg in Kauf nehmen mussten.
Nach dem Frühstück brachen wir zu unserem nächsten Einsatzort Aussenkehr auf, da wir noch beim Aufbau des Behandlungsraumes helfen wollten.
Aussenkehr liegt ganz im Süden Namibias am „Oranje Fluss,“ nahe der Grenze zu Südafrika. Es gibt dort ein großes Weinanbaugebiet. Die Arbeitskräfte wohnen mit ihren Familien in Tausenden von Lehm- und Wellblechhütten. Es sollen ca. 15.000 bis 20.000 Menschen dort wohnen.
Montag, 11.02.2019
Der Behandlungsraum in Aussenkehr war deutlich einfacher und kleiner als in Karasburg. Irgendwie haben wir die Instrumentenablage und die Ausrüstung so aufbauen können, dass ein kleiner Behandlungsraum mit 2 Patientenstühlen und einer Nische für Jochen, unserem Techniker, zur Verfügung stand. Wir traten uns manchmal wirklich auf die Füße. Der Patientenansturm war wieder groß. Die Außentemperatur auch – 39 Grad im Schatten und die Menschen warteten geduldig, bis sie an der Reihe waren. Wir arbeiteten bis 18.30 Uhr und waren entsprechend geschafft, aber wir haben vielen Menschen helfen können.
Dienstag, 12.02. – Donnerstag, 14.02.2019
Menschenschlangen vor dem Eingang des Behandlungsraumes. Kristophine erfasste jeden Patienten und notierte die Behandlung. Magdalena bereitete die Instrumente vor und kümmerte sich um einen geordneten Ablauf.
Roshanak und ich hatten alle Hände voll zu tun. Der größte Anteil bestand aus Extraktionen. Wir konnten aber auch mit über 40 Füllungen Zähne erhalten, zum Glück auch bei Kindern. Alle Kinder bekamen von uns Zahnbürsten und Spielzeug nach erfolgter Behandlung. Damit war die anfängliche Furcht oft schnell vergessen.
Die Hitze nahm jeden Tag zu. Am Donnerstag nachmittag erreichte das Thermometer 43 Grad Celsius im Schatten. Das bedeutete für uns: „Trinken, Trinken, Trinken!“
Eine Patientin hat mich besonders betroffen gemacht. Ich hatte den Eindruck, dass Sie gerade eine Schwangerschaft beendet hätte und fragte bezüglich der Anästhesie, ob sie Stillen würde. Sie antwortete mit „Nein“, und dass ihr Baby gerade gestorben sei. Bei solchen Mitteilungen werden alle anderen Schwierigkeiten und Belastungen sehr klein und unwichtig.
Der letzte Arbeitstag hat uns noch einmal alles abverlangt.
Insgesamt wurden 469 Extraktionen, 101 Füllungen, 13 Zahnreinigungen und drei Totalprothesen, 37 Teilprothesen, drei Unterfütterungen und drei Reparaturen erbracht.
Am Ende des Tages wurde alles gepackt und wir wurden herzlich von allen Helfern verabschiedet.
Freitag, 15.02.- Sonntag 17.02.2019
Nach dem Frühstück fuhren wir zunächst nach Keetmanshoop. Im Hospital trafen wir uns mit Arthur Chigova zu einer ausführlichen Abschlussbesprechung.
Anschließend ging es weiter Richtung Marienthal.
In der „Africa-Safari-Lodge“ verbrachten wir die letzten zwei Nächte. Wir hofften zum Abschluss unseres Einsatzes wenigstens noch ein paar große Tiere beobachten zu können. Dazu hatten wir auf einer Safari Gelegenheit. Die größte Überraschung erwartete uns jedoch abends in der Lodge: Ein riesiges Nashorn vor unserer Tür, das genüsslich das frische Grün abfraß.
Der Einsatz in Namibia-Süd wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Wir sind dankbar für die Begegnungen und die Menschen, die wir kennengelernt haben und die Hilfe, die wir leisten durften. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.