von Kadi Romantsov
Am Donnerstag, den 16. März 2023 starteten wir als 3er Team
- ZA Wolfgang Voß (GL),
- ZÄin Anna Schaefer
und ich, - ZFA Kadi Romantsov,
von München über Frankfurt nach Windhoek.
Da sich die Verantwortlichen für die Erteilung unserer Work-Visa viel Zeit gelassen hatten, stand unser Einsatz bis zur letzten Minute noch in Frage. Dank des Einsatzes von PME für Namibia, Dr. Rohr und seiner Kontakte in Windhoek, Thomas Mechnig und Lydia Haufiku, erreichten uns diese aber noch wenige Stunden vor unserem Abflug.
Da das Gepäck aller Einreisenden am Flughafen Windhoek gescannt wird, mussten wir unsere Koffer beim Zoll öffnen. Über die mitgebrachten Zahnbürsten, Anästhetika, und persönliche Ausrüstung wie Lupenbrillen, wollten die Zollbeamten eine genaue Wertangabe wissen. Nach langer Diskussion zahlten wir umgerechnet 20 € Zollgebühren und konnten endlich einreisen. Nach Übernahme des Mietwagens bei Asco-Car-Hire bezogen wir unsere Unterkunft in der Pension Steiner im Zentrum von Windhoek.
Am Nachmittag holten wir beim Dental-medical-supplier, Birgit Kazmaier, das vorbestellte Material ab. Zum Abendessen hatten wir uns mit Lydia Haufiku, die wir zum Dank einluden, in „Joes Beerhouse“ verabredet und verbrachten einen sehr schönen Abend.
Am Samstag machten wir uns auf den Weg nach Grootfontein. PMG Max Beyer und seine Frau Irmgard bereiteten uns einen sehr herzlichen Empfang, der mit einem gemeinsamen Abendessen beschlossen wurde.
Den Sonntag nutzten wir, um das bei Max Beyer gelagerte Material zu sichten. Wir haben das Lager vollständig ausgeräumt und gereinigt, abgelaufene Materialien entsorgt, alles neu einsortiert und beschriftet, womit wir die Arbeit für uns und zukünftige Teams deutlich erleichtert haben.
Die erste Woche besuchten wir – von Grootfontein aus – verschiedene Ortschaften und behandelten in den dortigen „Clinics“. Wir bekamen meist einen ungenutzten Raum zugewiesen, in dem wir unsere Ausrüstung aufbauten. Fließendes Wasser und funktionierende Toiletten gab es häufig nicht. Also mussten wir improvisieren und Wasserkanister mitbringen.
Am Montag, den 20.03. besuchten wir Otjituuo. In dem Behandlungsraum konnten wir nur einen Behandlungsstuhl aufstellen. Wir behandelten 31 Patienten. Leider stellte schon bald die erste Behandlungseinheit ihre Funktion ein.
Der Dienstag, der 21.03. war in Namibia Nationalfeiertag. Trotzdem beschlossen wir, an diesem Tag zu den sogenannten „Blechis“, so werden die Bewohner der Wellblechhütten in den Slums von Grootfontein genannt, zu fahren. Wir bauten unsere Ausrüstung im Kindergarten auf der Erde auf und konnten mit Hilfe der Kindergärtnerin Lani 40 Patienten behandeln.
Am Mittwoch und Donnerstag, den 22. und 23.03., waren wir in Otavi. Wir bekamen einen neuen Container mit fließendem Wasser und Toilette als Behandlungsraum zugewiesen. Menschenschlan-gen erwarteten uns. Wir behandelten insgesamt 97 Patienten.
Wie überall, wurden hauptsächlich Zähne entfernt. Die damit öfter notwendigen Osteotomien stellten alle vor große Herausforderungen, da die vorhandenen Behandlungseinheiten nicht einwandfrei funktionierten. Die Absauganlagen waren so schwach, dass Behandler und Assistenz bei der Benutzung von Fräsen mit Wasserkühlung von Kopf bis Fuß bespritzt wurden und die Kleidung am Abend eingeweicht und gewaschen werden musste. Abhilfe schaffte dann der Einsatz von Plastikschürzen, die uns vom Klinikpersonal netterweise zur Verfügung gestellt wurden.
Am Freitag, den 24.03., besuchten wir Kombat. Mal wieder gab es kein fließendes Wasser und somit auch keine funktionierende Toilette. Unsere Ausrüstung mussten wir auf einen ausgedienten Bettrahmen legen. Wolfgang wurde sofort von einigen Mitarbeitern erkannt, die schon im November 2019 dort arbeiteten. Wir konnten insgesamt 46 Patienten von ihren Schmerzen befreien und sogar acht Zähne mit Füllungen wiederherstellen.
Am Wochenende fuhren wir in die Mushara Lodge, die am Osttor des Etosha Nationalparks gelegen ist. Wir haben vorab für den Samstagnachmittag und für den Sonntagvormittag Safaris gebucht. Imela war eine großartige Führerin. Wir hatten außerdem das große Glück, dass keine anderen Gäste mit uns fuhren und wir sozusagen zwei Privatsafaris erleben konnten.
Es war sehr beeindruckend, Antilopen, Zebras, Giraffen, Schakale, Füchse und Vögel in freier Wildbahn zu beobachten. Vor allem aber das Gefühl, Löwen sowie eine große Elefantenherde, mit über 50 Tieren, in unmittelbarer Nähe zu begegnen, war unvergleichlich.
Am Montag, den 27.03. brachen wir auf nach Tsumkwe. Dort hatte Dr. Stefan Rohr die Lodge für uns reserviert. Auf dem Weg dorthin. über Schotter- und Sandpisten. machten wir einen etwa auf der Hälfte der Strecke einen Abzweig nach Mangetti Dune, wo wir schon sehnlich erwartet wurden. Wir behandelten 24 Patienten. Gegen 16 Uhr mussten wir aufbrechen, um noch bei Tageslicht in Tsumkwe einzutreffen. Wir mussten für die Fahrt immer eine etwas längere Zeit einplanen, da wir mit dem Mietwagen auf unbefestigten Pisten 80 km/h nicht überschreiten durften.
Die Tsumkwe Lodge ist einfach, aber sauber und ordentlich, und wir wurden von Diekie herzlich willkommen geheißen.
Am Dienstag, den 28.03., erreichten wir nach 11/2 stündiger Fahrt unseren Einsatzort Gam. Dort waren die Hereros die größte Patientengruppe. Die sehr großen Frauen, mit ihren bunten Kleidern und den dreieckigen Hüten, haben uns sehr beeindruckt. Wir konnten nur 34 Patienten behandeln, da in dem uns zugewiesenen Raum nur Platz für einen Behandlungsstuhl war.
Wolfgang und Anna haben zeitweilig auch auf einem Holzstuhl behandelt. Gam war der einzige Ort, an dem wir den Eindruck gewannen, dass das Klinikpersonal auf unseren Einsatz vorbereitet war. Der uns zugewiesene Raum wurde erst gesäubert und desinfiziert. Die Klinikleitung zeigte großes Interesse an unserer Arbeit und bedankte sich zum Schluss recht herzlich.
Am Mittwoch, den 29.03., blieben wir in Tsumkwe. In der dortigen Klinik gab es wegen Reparaturarbeiten keinen Strom. Wir waren also mit unseren Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt. Nachdem wir am frühen Nachmittag unsere Behandlungen (32 Patienten) beendet hatten, nutzten wir die Zeit zu einem Besuch in einem Living Museum bei den San. Dort zeigten sie uns Tänze und Spiele ihrer traditionellen Kultur und ihre Jagdmethoden mit Pfeil und Bogen.
Am Donnerstag, den 30.03., machten wir uns auf den Rückweg nach Grootfontein, diesmal mit einem Abzweig nach Omatako. Dort konnten wir 31 Patienten behandeln.
Wir benötigten immer eine Stunde nach Behandlungsende, um die Instrumente aus den Schalen mit Reinigungslösung zu waschen und in die Topfsterilisatoren zu packen sowie die Ausrüstung einzupacken und im Fahrzeug zu verstauen.
Gegen 18:30 erreichten wir wieder unser Domizil bei Max Beyer in Grootfontein. Wir waren müde und geschafft, aber sehr glücklich, dass wir vielen Menschen helfen konnten und werden auch deren Dankbarkeit nicht vergessen.
Schulen konnten wir wegen des Nationalfeiertages und den damit verbundenen Ferien leider nicht besuchen. Insgesamt haben wir 332 Patienten behandelt, 335 Zähne extrahiert und 48 Osteotomien durchgeführt, außerdem 18 Füllungen gelegt.
Max Beyer engagiert sich in vielfältiger Weise für die Verbesserung der Lebensbedingungen der armen Bevölkerung Namibias. Besonderes Anliegen ist ihm ein regelmäßiger Schulbesuch der Kinder und vor allem, dass diese auch mit gesundem Essen versorgt werden. Eine Herzensangelegenheit ist ihm die „Otjituuo Schulküche“. In Gemeinschaft mit anderen kaufen sie jede Woche Lebensmittel und fahren viele Kisten nach Otjituuo, damit 150 Schulkinder jeden Tag ein warmes Essen bekommen.
Anna und Wolfgang haben sich sofort mit einer großzügigen Spende beteiligt und wollen das Projekt auch weiterhin unterstützen.
Am Freitag, den 31.03. haben wir das gesamte Material gereinigt, sortiert, beschriftet und eingeordnet und die defekten Geräte mit Fehlerbeschreibung aussortiert und für eine mögliche Reparatur beiseitegestellt. Nachmittags haben wir eine Menge Essen eingekauft und sind nochmal zu den „Blechs“ gefahren damit die Kindergartenkinder sich auch einmal ordentlich satt essen können. – Über den mitgebrachten Fußball haben die sich riesig gefreut.
Abends haben wir mit Max und Irmgard einen Farmermarkt mit anschließendem BBQ besucht und den Abend gemütlich ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen starteten wir nach Swakopmund. Wolfgang hatte das direkt am Strand liegende Hotel „a la Mer“ für 2 Nächte gebucht.
Am Sonntag wurden wir um 8 Uhr zu einer Fahrt nach Walvis Bay abgeholt. Dort nahmen wir bis zum Mittag an einer abenteuerlichen Bootsfahrt zu den Robbenbänken teil. Kurz nach dem Ablegen kamen zwei Robben und zwei Pelikane an Bord gesprungen und bettelten zur Freude der Gäste um Fisch und posierten zum Dank für eindrucksvolle Fotos.
Anschließend starteten wir mit zwei Jeeps zu einer Fahrt in die Wüste des Namib Naukluft Parks. Rauf und runter ging es in rasender Fahrt zu den 132m hohen Dünen. Es gab tolle Aussichtspunkte und unglaublich viel Spaß bis zu unserer Rückkehr am Abend. Leider mussten wir am nächsten Tag zurück nach Windhoek und unseren Rückflug antreten.
Der Einsatz wird für uns drei ein unvergessliches Erlebnis bleiben.
Unser Dank geht an alle, die sich für die Durchführung unseres Einsatzes sehr eingesetzt haben, besonders an Dr. Stefan Rohr, Thomas Mechnig und Lydia Haufiku für die rechtzeitige Beschaffung unserer Work-Visa und nicht zuletzt an Irmgard und Max Beyer für die herzliche Aufnahme und ihre Fürsorge.