von ZA Wolfgang Voß (E-Mail: wmvoss {at] web.de)
Bericht über den Einsatz in Namibia-Nord
vom 25.11. bis zum 05.12.2019
Mein Namibia-Aufenthalt begann schon am 30. Oktober, da ich mit meiner Frau eine Rundreise durch Namibia und Botswana geplant hatte.
Am Morgen des 22.11. konnte ich die übrigen Teammitglieder gut ausgeschlafen am Flughafen „Hosea Kutako“ (Windhoek) in Empfang nehmen. Leider musste mein zahnärztlicher Kollege, Dr. Rüdiger Zier, aus persönlichen Gründen kurzfristig seine Teilnahme absagen, sodass unser Team nur noch aus den beiden Assistentinnen Regina Silberhorn, Laura Rumswinkel und mir bestand. Nach Tausch des Mietwagens und einem Zwischenstopp bei Birgit Kazmeier (Medical and Dental Supplier) fuhren wir direkt nach Grootfontein. Wir wurden von Irmgard und Max Beyer herzlich begrüßt und bezogen unsere Unterkunft.
Das Wochenende verbrachten wir mit Sichtung des Materials und Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Ausrüstung. Die frisch gewarteten vier Behandlungseinheiten funktionierten bis auf eine einwandfrei. Bei einer Einheit platzte nach der Inbetriebnahme die Wasserflasche für die Kühlung der Turbine.
Die vier Topfsterilisatoren haben wir auch getestet. Leider haben wir bei einem das Wasser unachtsamer Weise in den Innentopf gefüllt, was zur Folge hatte, dass die Heizspirale durchbrannte. Die anderen drei Sterilisatoren funktionierten einwandfrei.
Es stehen zwei Absauganlagen zur Verfügung. Eine ältere und eine neue. Bei der neuen muss noch ein Adapter nachgeliefert werden, für den Anschluss der Speichelzieher. Anschließend haben wir das Auto beladen.
Montag, der 25.11.2019
Am Morgen stellten wir uns im State Hospital beim leitenden Arzt Dr. Manatsa vor. Danach fuhren wir nach Otjituuo.
im dortigen Klinikum bekamen wir einen kleinen Raum zugewiesen, in dem wir unsere Ausrüstung aufbauten. Mit genügend Verlängerungskabeln konnten wir die Stromversorgung sicherstellen. Es kamen 25 Patienten zu uns, die wir alle versorgen konnten. Als wir unsere Arbeit beendet hatten, wurden wir von Kindern umringt, an die wir Zahnbürsten und kleine Zahnpastatuben verteilten und ihnen tägliche Zahnpflege ans Herz legten.
Dienstag, der 26.11.2019
An diesem Tag fuhren wir nach Otavi. Im dortigen Klinikum hatte die Schwester leider erst am Vorabend von unserer geplanten Ankunft erfahren. Die Kommunikationskette war irgendwie unterbrochen. Dennoch kamen im Laufe des Tages 26 Patienten, die wir versorgen konnten. Am frühen Nachmittag wurde unsere Arbeit nach einem Gewitterschauer durch einen über 1-stündigen kompletten Stromausfall unterbrochen.
Mittwoch, der 27.11.2019
Für diesen Tag war kein geplanter Einsatz möglich, da ein nationaler Feiertag für die Parlamentswahlen vorgesehen war. Wir besuchten das örtliche Altenheim in Grootfontein, das zugleich als Wahllokal genutzt wurde. Immerhin konnten wir 9 Patienten versorgen.
Donnerstag, der 28.11.2019
Unser heutiger Einsatzort war Kombat, das liegt auf dem Weg nach Otavi. Dr. Shaanika, die Zahnärztin aus dem „Grootfontein State Hospital“ begleitete uns. Wir hatten 30 Patienten, die wir versorgen konnten.
Als wir unsere Ausrüstung zusammengepackt hatten und das Auto beladen wollten, war es nicht möglich, die Türen zu öffnen. Die Mietwagenfirma in Windhoek, versprach, einen Mechaniker zu schicken. Es dauerte aber immerhin noch zwei Stunden, bis dieser kam und mit einem Draht durch den Türschlitz das Auto öffnen konnte. In Grootfontein ersetzten wir die Batterie der Fernbedienung, die dann zunächst wieder funktionierte, aber das Türschloss ließ sich immer noch nicht mechanisch öffnen.
Freitag, der 29.11.2019
Der geplante Besuch der Primary School in Berg Aukas konnte nicht stattfinden, da am 22.11.2019 die Schulferien begonnen hatten und alle Schulen geschlossen waren. Deshalb hatten wir uns in der Poliklinik in Grootfontein angekündigt. Dort wurden wir schon von einer großen Gruppe wartender Patienten begrüßt.
Während Regina und Laura die Ausrüstung aufbauten, fuhr ich noch einmal zur Kfz-Werkstatt, um das Türschloss erneut kontrollieren zu lassen und destilliertes Wasser (Batterie Water) für die nächste Woche zu kaufen. Das Türschloss war leider unreparierbar defekt.
Dank der ausgezeichneten Unterstützung von Regina und Laura, konnte ich alle 38 Patienten behandeln, sodass wir am Abend zufrieden in unserer Unterkunft bei Max Beyer ankamen.
Nach Rücksprache mit der Mietwagenfirma, vereinbarten wir, dass unser Fahrzeug am Wochenende wegen des defekten Türschloßes und der unzuverlässigen Funkfernbedienung getauscht würde.
Das Wochenende verbrachten wir im „Etosha Nationalpark“ mit einer Übernachtung in Halali. Wir fuhren viele Wasserlöcher an und konnten jede Menge Tiere beobachten.
Montag, der 02.12.2019
In der Früh fuhren wir von Grootfontein Richtung Tsumkwe. Ein langer Weg über ausgedehnte Sandpisten führte uns zuerst nach Mangetti Dune in eine wirklich abgelegte Clinic. Die dort seit Jahrzehnten arbeitende Schweizer Ärztin würdigte uns keines Blickes und sprach auch zunächst kein Wort mit uns. Funktionierende Toiletten gab es dort nicht.
Auf unsere Nachfrage bedeutet man uns, bei Bedarf in den Busch zu gehen. Erst als die Ärztin mich bei einer Patientin um Rat fragte, sprach sie das erste Mal mit mir. Zu meinen Assistentinnen jedoch kein Wort. Die Patientin hatte nach häuslicher Gewalt Platzwunden im Gesicht, die ich zum Glück versorgen konnte. Insgesamt hatten wir nur 10 Patienten. Als wir uns nach getaner Arbeit von der Ärztin verabschieden wollten, war diese einfach nach Hause gegangen. Willkommen, fühlten wir uns da nicht. Unsere Fahrt ging weiter nach Tsumkwe, unserer Unterkunft für die nächsten drei Nächte. Die Menschen dort waren sehr freundlich und hilfsbereit.
Dienstag, der 03.12.2019
Unser heutiger Einsatzort war Gam, das liegt kurz vor der Grenze zu Botswana. Dort erwarteten uns 24 Patienten. Am frühen Nachmittag traten wir die Rückfahrt nach Tsumkwe an.
Mittwoch, der 04.12.2019
Heute bauten wir unsere Einrichtung in der „Tsumkwe Clinic“ auf. Das Patientenaufkommen war sehr spärlich. Aufgrund der Schulferien waren schon viele Familien zu Freunden und Verwandten in die großen Städte gefahren. So kamen insgesamt nur zwölf Patienten, die wir von ihren Schmerzen befreien oder auch nur Zahnreinigungen durchführen konnten. Den Nachmittag nutzten wir zu einem Abstecher in ein Dorf der San People. Die San sind sehr offen und zugänglich und zeigten uns viel über ihre Lebensweise im Einklang mit der Natur. Wir konnte sogar eine erfolgreiche Jagd beobachten.
Donnerstag, der 05.12.2019
Unser letzter Einsatzort im Buschmannland war Omatako. Durch heftige Regenfälle während der vergangenen Nacht, war die Sandpiste von großen Pfützen übersät und sehr rutschig. Es war eine Herausforderung für Fahrzeug und Fahrer. Regina hat die Fahrt toll gemeistert.
In Omatako war die Clinic auch nur spärlich besucht, sodass wir am frühen Nachmittag die Rückfahrt nach Grootfontein antraten.
Freitag, der 06.12.2019
Laut Einsatzplanung waren an diesem Tag noch Behandlungen im Altenheim Grootfontein bzw. im Hostel vorgesehen. Aufgrund fehlenden Bedarfes nutzten wir den Tag, um alle Instrumente gründlich zu reinigen und die Ausrüstung zu pflegen, damit für die nächste Gruppe alles gerichtet ist. Das Lager haben wir gründlich durchgesehen und vor allem die Materialien (Anästhetika), deren Ablaufdatum erreicht war, an die Zahnärztin im State Hospital weiter gereicht.
Zusammenfassend war der Einsatz erfolgreich und befriedigend. Obwohl ich als Zahnarzt allein tätig war, konnten wir, dank der sehr guten Unterstützung von Regina und Laura, alle Patienten versorgen und mussten niemanden abweisen.
Unser Rückflug mit „Air Namibia“ war für den 12. Dezember abends geplant. Als abschließendes Ferienprogramm hatten wir eine Reise durch den Caprivizipfel mit einem Besuch der Victoriafälle vorgesehen und es war alles dementsprechend vorgebucht und bezahlt.
Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten der „Air Namibia“ mit derzeit nur einem einsatzbereiten Langstreckenjet, wurde unser Rückflug kurzfristig gestrichen und wir wurden auf den frühen Morgen des 12. Dezember umgebucht. Dadurch konnten wir die letzte geplante Übernachtung im Caprivistreifen nicht nutzen, sondern mussten sehr eilig zurückfahren und sogar noch eine ungeplante Übernachtung in Windhoek einlegen, da wir am 12. Dezember schon um 06.00 Uhr am Flughafen sein mussten. Zur Freude aller feierten wir den letzten Abend in Joe’s Beerhouse.
Trotz einiger Unwägbarkeiten hat der Einsatz viel Spaß gemacht. Die Zollkontrollen sind bei Vorlage des MoU und der Zollbefreiung unkompliziert. Die Erteilung des Arbeitsvisums bei Vorlage des entsprechenden Beleges bei der Einreise ebenso.
Ich werde dieses Jahr sicher wieder an einem Einsatz teilnehmen.
Zum Schluss bedanke ich mich bei allen, die diesen Einsatz so tatkräftig unterstützt haben:
Franka Selz und Dr. Stefan Rohr, Dr. Arthur Chigova, Irmgard und Max Beyer, Dr. Rüdiger Zier für die Vorbereitung und nicht zuletzt bei
ORAL B, Komet und Henry Schein für die großzügigen Materialspenden, auf die wir bei unserem Einsatz auch angewiesen waren.