Bericht von Dr. Ingo Bolg
Am 4. April 2024 startete ich mit einem etwas mulmigen Gefühl zum Frankfurter Flughafen, da ich diesmal selbst der Initiator des Einsatzes in Tansania war und deshalb, anders als bei meinen bisherigen Einsätzen, die immer gut von der DWLF organisiert waren, selbst einen größeren Anteil am Gelingen der Unternehmung hatte.
Aber schon der herzliche Empfang – mit meinem Fläschchen Sekt – am Frankfurter Flughafen mit meinen vier Mitstreiterinnen bestätigte die guten telefonischen Eindrücke und ließ mich etwas entspannter auf den Einsatz blicken. Ich glaube, wer so ein Unternehmen auf sich nimmt, ist nett und sozial kompetent.
Unser Team:
- Dr. Ingo Bolg (GL/AD)
- ZÄ Barbara Sehlen (AD)
- Heike Gabloffsky (ADH)
- Mandy Wunsch (ADH)
- Dagmara Markoczynska (ADH)
Von Frankfurt aus flogen Dagmara, Heike, Mandy, Barbara und ich am Donnerstag über Kairo nach Darresalam und von dort mit einem Inlandsflug nach Songea.
Hier wurden wir mit einem Land Cruiser abgeholt und waren dann, nach weiteren drei Stunden Fahrt, in Litembo. Insgesamt dauerte unsere Anreise ins Herz von Afrika also einen Tag. Hier wurden wir herzlich empfangen und es gab erst einmal Kaffee und Kekse bei Hildegard, einer älteren deutschen Dame, die schon seit mehr als 30 Jahren in Litembo lebt.
Danach bezogen wir unserer Zimmer und hatten gleich das Gefühl eines Landschulheimaufenthalts in den sechziger Jahren. Leider war auch die Qualität des Essens auf diesem Niveau und es war klar, dass wir für unsere WG den Speiseplan mit ein paar frischen Sachen von den Ständen vor Ort aufhübschen müssen.
Das Wochenende nutzten wir zur Erholung, zu einer Wandertour, auf einen nahegelegenen Berg und zum Reparieren, Sichten und Packen des Materials für unseren mobilen Einsatz, der am Montag starten sollte. Die mutigen jungen Mitstreiter nutzten die Zeit, um sich im Dorf die Haare flechten zu lassen.
Am Montag ging es los! Zusammen mit Neema, der Zahnärztin vor Ort, Toni, einer FSJlerin, die hier ein freiwilliges soziales Jahr ableistete und mit uns zusammen in unserer „Jugendherberge“ in Litembo wohnte und einigen Ärzten aus dem Krankenhaus starteten wir zu den Krankenstationen.
Bei unserem ersten Einsatzort war ein solches Gedränge, dass wir kaum die Krankenstation betreten konnten. Aber mit viel Improvisation und in perfekter Arbeitshaltung haben wir diesen Tag gemeistert!
Am Abend ging es dann ins Kloster, zu unserer spartanischen Unterkunft. Allerdings war das Essen deutlich besser als in Litembo.
Die nächsten Tage wechselten wir jeden Tag die Krankenstation und jeden zweiten Tag die Unterkunft. Die Unterkünfte blieben eher einfach, aber das Essen wurde von Tag zu Tag besser und wir wurden immer routinierter im Aufbau unserer Arbeitsplätze und in der Organisation der Behandlungen. – Es gab sogar einmal die Gelegenheit für ein Mittagsschläfchen.
Herrlich war auch immer, wenn die Kinder zu uns kamen, weil sie noch nie einen „Mzungu“ – also ein Bleichgesicht – gesehen haben.
Die Heimfahrt nach Litembo am letzten Tag unseres Außeneinsatzes gestaltete sich allerdings abenteuerlich. Wegen des heftig einsetzenden Regens benötigten wir statt der erwartenden zwei bis drei Stunden über acht Stunden für die Fahrt. Einmal dauerte es allein eineinhalb Stunden den Wagen wieder freizubekommen. Dies gelang auch nur mit tatkräftiger Unterstützung der Leute vor Ort.
Die zweite Woche unseres Einsatzes fand dann im Hospital in Litembo statt, was auch herausfordernd war, aber ohne die Fahrten zwischen den Einsatzorten doch etwas ruhiger ablief. Außerdem hatten wir noch die Möglichkeit eine Wanderung zum Malawisee zu machen.
Der Abschied aus Litembo fiel – trotz der Anstrengungen – doch schwer, da wir uns als WG hier richtig eingelebt hatten.
Die zwei Tage vor unserem Heimflug verbrachten wir dann noch in Daressalam am Meer.
Insgesamt lief der erste Einsatz in Litembo natürlich noch nicht absolut rund. Das Essen ist sicherlich ausbaufähig (aber hier zeichnet sich eine Lösung ab), die Ausrüstung muss noch verbessert werden (da wird die DWLF noch aktiv) und Fahrten im Starkregen werden sicherlich nicht mehr stattfinden.
Im Rahmen des Einsatzes konnten wir 268 bedürftigen Patienten mit 452 zahnmedizinischen Einzelleistungen (Extraktionen etc.) helfen und viele von Zahnschmerzen befreien.
Der Bedarf an zahnärztlicher Hilfe ist hier riesig und wenn die Einsatz-Teams so gut funktioniert wie beim ersten Einsatz, sollte weiteren Einsätzen Tansania nichts im Wege stehen