von Thorsten Kurt (E-Mail:  thorsten.kurt [at} t-online.de)

Sambia vom 28.07. bis 10.08.2019

Unser Team bestand aus Doris Koppelhuber, einer Zahnärztin aus Bayern, Julia Böhnisch, einer Zahnarzthelferin aus der Nähe von Aachen, meinem Sohn Christoph und mir. Zu meiner Person: ich bin niedergelassener Zahnarzt aus der Nähe von Hamburg und dieser Einsatz war meiner vierter für „Zahnärzte ohne Grenzen“.

Ich habe für den DWLF angefangen zu arbeiten, nachdem ich nach einer Kulturreise durch Nepal gesehen hatte, wie schlecht die ärztliche Versorgung in dem Land war. Ein ehemaliger Studien-Kommilitone hat mich auf diese Organisation aufmerksam gemacht und ich habe meinen ersten Einsatz in Nepal absolviert. Darauf folgten Einsätze in der Mongolei und auf den Kapverden. Dieser Einsatz sollte ein besonderer Einsatz werden, da mein Sohn, der sich in den letzten Zügen seines Zahnmedizinstudiums befindet, mich begleitet hat.

Die Herausforderungen fingen schon vor der Reise an, da wir so viele Materialspenden bekommen hatten, dass wir mit 63 kg Gepäck gestartet sind und kaum persönliches Gepäck mitnehmen konnten. In Lusaka wurden wir von Hermann Striedl, dem Kontaktmann (PMG), Moses und Pirri, Fahrer und Dolmetscher empfangen.

Die Fahrt von Lusaka nach Siavonga war schon ein Abenteuer für sich. Man entwickelte schnell eine gewisse Demut für die deutschen Straßen und Verkehrsmittel. Wie auch die Teams vor uns, sind wir auch im Dunkeln in der „Sandy Beach Lodge“ direkt am Karibastausee angekommen. Von dieser hat man einen sehr schönen Blick auf den See.

Beim ersten Abendessen gab es ein Briefing, wohin wir an den einzelnen Tagen fahren werden und über das Material, das uns zu Verfügung steht. Anschließend hat Herman von seinen ehrenamtlichen Projekten in Sambia berichtet, in das er vor 50 Jahren ausgewandert war und mit denen er die Zahngesundheit in diesem Land voran zu bringen gedenkt.

Am ersten Tag sind wir nach Sinkongo in eine Klinik gefahren, in der Herman einen Raum für die Zahnmedizin ausgebaut hat. Dieser Ausbau beinhaltet einen Stuhl, den man hier sogar elektrisch verstellen kann und einen Werkzeugkasten, der mit Instrumenten, Füllungsmaterialien und Anästhetika gefüllt ist, sodass man ohne weiteres Equipment Extraktionen durchführen konnte. Dieses Konzept hat Herman an mehreren Standorten umgesetzt, nämlich, dass er in den Kliniken, die von der Regierung in der Region gebaut werden, kleine Räume ausstattet oder sogar Anbauten vornimmt. In dieser Station gab es sogar ein Aggregat, das den Stuhl und eine Mobileeinheit mit Strom versorgt, sodass man Füllungen legen konnte, wenn die Patienten dem zustimmen würden.

Dies ist mir auf der Reise immer wieder aufgefallen, dass, weiter man in unterversorgte Gebiete geht, der Behandlungswunsch meist die Extraktion ist, da die Patienten entweder Füllungen nicht kennen und sie daher ablehnen oder Angst haben, dass sie trotzdem wieder Schmerzen bekommen werden und daher den Zahn gezogen bekommen wollen, um das Problem endgültig gelöst zu haben. Das zeigt, dass hierin noch Aufklärungsbedarf besteht.

Herman hat uns an diesem Tag noch stolz eine weitere Klinik gezeigt, in der er in Zusammenarbeit mit der „German dental Charity“ eine voll funktionsfähige Einheit aufgestellt hat. An dieser behandelt nun ein Dentist Patienten. Zudem ist der Dentist auch in drei weiteren Einrichtungen tätig, die Herman aufgebaut hat, sodass eine gewisse Grundversorgung in der Region bald gegeben sein wird. Dies ist in meinen Augen ein großer Schritt nach vorne, da wir von DWLF nur für kurze Zeit in der Region sind, Zahnmedizin aber ein dauerhaftes Thema ist.

An den anderen Tagen haben wir in ähnlichen Räumen hauptsächlich Extraktionen vorgenommen. Ein weiteres Behandlungshighlight war das „Mtendere Mission Hospital“ in Chirundu, das auch eine von der Regierung ausgestattete Zahnklinik hat, in der zwei Dentistinnen angestellt sind, sodass in der Stadt eine gewisse Versorgung gesichert ist.

Wenn die Zahnärzte von DWLF vor Ort sind, bestellen die Dentistinnen die Patienten ein, bei denen sie keine Diagnose stellen können oder bei denen die Therapie ihr Können überschreitet, um deren Expertise für diese unklaren Fälle einzuholen. So konnte ich dort eine Endo durchführen und eine Knochennekrose diagnostizieren und therapieren. Auch waren hier Füllungen gefragter, sodass die Therapie erfreulicher ausfiel. Als Dank für unsere Tätigkeit durften wir im Missionshaus übernachten und wurden verpflegt.

Am Wochenende sind wir nach Livingstone gefahren, wo wir im devils pool gebadet haben und dabei einen riskanten Blick in den Abgrund werfen konnten. Während einer Safari durch den Mosi-oa-Tunya-Nationalpark, hatten wir das Glück, Breitmaulnashörner zu sehen. Am 2. Tag besichtigten wir die Victoria Falls Bridge und die Victoria Wasserfälle von der gegenüberliegenden Seite.

In der zweiten Woche besuchten wir verstärkt die Schulen. Dort checkten wir die Kinder durch, klärten sie über richtige Mundhygiene auf und verteilten unsere mitgebrachten Zahnbürsten und -pasten an die Kinder. Dabei viel angenehm auf, dass viele Kinder keinen Sanierungsbedarf hatten.

So kann ich nach 2 Wochen Behandlung mit mehr als 500 Patienten, knapp 190 Extraktionen und fast 50 Füllungen ein positives Fazit ziehen. Wir hatten festgestellt, dass eine Osteotomie auch auf einer Gartenliege, die auf einem Schultisch in einem Klassenzimmer steht, mit einer chirurgischen Einheit, die ihre Energie von einer Autobatterie bekommt, möglich ist. Auch hatten wir das Gefühl, dass sich in Sambia langsam etwas tut und unsere Hilfe vielleicht in ferner Zukunft nicht mehr nötig ist. Doch bis dahin wird es noch einige Einsätze geben müssen.