von Dr. Peter Eggert (E-Mail: eggertmeran [at] gmail.com)

Dies war mein erster Einsatz für die DWLF und sicher nicht mein letzter. In meinem Bericht halte ich es für sinnvoll, viel auch auf die praktischen Dinge des Lebens einzugehen.

Direkt nach meiner Landung in Praia (der Hauptstadt) habe ich mir direkt am Flughafen ein Visum ausstellen lassen. Dies geht schnell und unproblematisch. Sinnvoll ist es als einer der ersten, wenn möglich, auszusteigen und sich links in die Schlange für Visumsanträge anzustellen. Das verkürzt die Wartezeit.

Direkt im Flughafen habe ich noch 50 EUR für das Nötigste getauscht. Der Kurs des kapverdischen Escudos ist fest an den Euro gebunden, nur im Flughafen kommt noch eine 5%ige Gebühr hinzu.

Gleich daneben offerieren die zwei größten Mobilfunkanbieter der Kapverdischen Inseln ihre Dienste. Angeblich ist die Qualität der beiden ziemlich ähnlich. Ich habe die Firma mit dem orangen Logo gewählt und war immer gut erreichbar. Für 5 Gigabyte Transfervolumen und wenig Telefonguthaben habe ich  nur 10 € bezahlt. Zum Telefonieren nach Europa habe ich dann What’s App und Viber out gewählt.

Die einfachste Verbindung war für mich mit der TAP, mit einer kurzen Zwischenlandung in Lissabon, nach Praia zu fliegen. Die Flüge kosten in der Regel zwischen 500 und 600 EUR. Es gibt täglich zwei Flüge. Eine Maschine landet/startet nachts und eine am Mittag.

Direkt am Flughafen wurde ich vom Fahrdienst der Regierung abgeholt. Dieser hat mich direkt zu dem in Praia, von der DWLF praktischerweise angemieteten Haus gebracht. Hier wurde ich überaus freundlich von den beiden schon vorher angereisten Kollegen empfangen.

Unser Einsatzteam und das Personal der lokalen Station

Am nächsten Morgen wurden wir, wie jeden Morgen, von einer lokalen Zahnärztin, Elisabeth, die für die Organisation vor Ort von der Regierung abgestellt worden ist, abgeholt und zu unserem ca. 10 km entfernten  Einsatzort gebracht.

Den ersten Vormittag verbrachten wir gemeinsam mit dem Aufbau der kleinen chinesischen, in einem rollbaren Koffer untergebrachten, Einheiten sowie dem Ordnen und Vorbereiten des Materials.

Wir bekamen in der kleinen lokalen Sanitätseinheit zwei (Behandlungsräume mit romantischem Blick auf das Meer zugeteilt sowie eine kleine Küche und ein Badezimmer. Das lokale Personal hat uns dabei extrem freundlich, fröhlich und hilfsbereit die ganze Zeit über unterstützt.

Kurz vor unserem Einsatz waren leider die vorgesehenen Helferinnen aus Deutschland ausgefallen. Dank der DWLF und den schon vorher angereisten Kollegen wurde vor Ort Assistenz organisiert. Im Wechsel haben mir zwei männliche lokale Helfer assistiert. Überhaupt war interessant, wie komplett gleichberechtigt die Bevölkerung war.

Insgesamt konnte ich keinen Unterschied ausmachen zwischen Hautfarben und Geschlechtern. Die deutlich vorherrschende Religion ist das Christentum (ca 98 % ). Die HIV-Infektionsrate ist hier, für Afrika ungewöhnlich, extrem niedrig. Zusätzliche Impfungen vor dem Einsatz waren nicht nötig. Die Patienten kamen aus der örtlichen Bevölkerung. Die meisten hatten ein unvollständige Bezahnung.

Auf den Kapverdischen Inseln gibt es für die lokale Bevölkerung vereinzelte staatliche Stationen, die zahnärztlichen Service anbieten. Jetzt kommt der Hammer: diese Service Stationen bieten nur eine einzige Dienstleistung: Zahn-Extraktion! Das heißt bei Zahnschmerzen wird stets der betreffende Zahn gezogen! Um Füllungen zu machen haben diese staatlichen Stationen (im Gegensatz zu den Stationen der DWLF), weder das Material noch die Möglichkeit. Nicht einmal Bohrer sind vorhanden. Von Wurzelfüllungen oder Zahnersatz ganz zu schweigen. Das zeigte uns auch wie wichtig unser Einsatz hier war.

Die wenigen lokalen, privat zu bezahlenden Zahnärzte sind für die Normalbevölkerung unerschwinglich. Also hatten fast alle Patienten Lückengebisse. Die meisten kannten Füllungen nur vom Hörensagen. Anfänglich hatten viele sogar mehr Angst vor den unbekannten Füllungen als vor dem Zahn ziehen. Das legte sich aber bald. Trotzdem habe ich insgesamt gleich viele Zähne gezogen wie gefüllt. Zumeist kommen die Leute logischerweise erst zum Zahnarzt, wenn der Zahn zu extrahieren ist. Löcher werden so lange wie möglich belassen.

Viele Nachbarzähne ließen sich aber oft sehr gut retten. Wobei der Anteil einfacher okklusaler Karies sehr hoch war. Viele der zu füllenden Zähne hatten keine Gegenzähne, was die Frage mit der Okklusion erheblich vereinfachte.

Alle waren sehr freundlich und dankbar. Jede Art von Service wurde mit Dankbarkeit quittiert. Vom zahnärztlichen her lag die größte Herausforderung darin, die teilweise sehr fest sitzenden Zähne, mit ihren extrem langen Wurzeln, zu ziehen. Die Füllungen waren dafür durch den sehr hohen Anteil von okklusalen Kavitäten und die fehlende Okklusion oftmals besonders  einfach.

Auch Ausflüge in die Stadt waren einfach und unkompliziert. Eine Taxifahrt innerhalb Praias kostet tagsüber stets 1,80 EUR. (Festpreis). Ein eigenes Mietauto braucht man bei den Preisen und Distanzen nicht.

Das Essen war stets sehr gut. Für Fischliebhaber ein Paradies! Sehr oft haben wir Drei frisches Thunfischsteak gegessen (ca. 6 bis max. 10 EUR).

Am Wochenende bin ich nach Tarrafal an den Strand gefahren. Mit dem Sammeltaxi (tolle Erfahrung) ca. 6 EUR für 60 km. Im Hotel Sabronze (sabronze@gmail.com), ca. 150 m vom Strand entfernt, habe ich für  33 EUR inkl. Frühstück, übernachtet (anscheinend nicht mehr über booking.com buchbar).

Tarrafal ist ein kleiner netter etwas verschlafener Küstenort mit einer Stimmung, die irgendwo zwischen Afrika und Karibik liegt. Zum Ausspannen, nach dem doch anstrengenden Einsatz die Woche über, perfekt.

Die Kapverden: Zwischen Karibik und Afrika – in jeder Hinsicht.

Insgesamt lässt sich sagen, dass ein solcher Einsatz auch für die Helfenden eine wertvolle Erfahrung ist.  Für die lokalen Einwohner sowieso.

Sehr dankbar bin ich den beiden erfahrenen Kollegen (Ehepaar Kehl) für ihre stete Unterstützung. Zwischen uns entwickelte sich sehr schnell ein freundschaftliches Verhältnis. Aufgrund ihrer regelmäßigen Einsätze für die DWLF haben die beiden sehr viel Erfahrung und haben mir oft geholfen die jeweiligen Situationen einzuordnen.