von ZÄin Marie-Teres Vieson-Stehmann
(E-Mail: stehmann-eckernfoerde [at] t-online.de)
Einsatzbericht Sambia, Einsatz vom 19. Februar bis 6. März 2017
Das Team:
- Tina Gauß , ZMF
- Christine Wallner, ZMF
- Marie-Teres Vieson-Stehmann, ZÄin
Sonntag, Tag 1: Lusaka
Die Maschine der Emirates landet pünktlich um 14.40 Uhr in Lusaka. Es sind tropische 30 Grad warm und die Sonne scheint. Wir sind in der Regenzeit angekommen, d .h. es gibt immer mal wieder kurze, tropische Wolkenbrüche, die sich mit großen Wolken am Himmel ankündigen.
Wir werden von Hermanns Fahrer Moses pünktlich abgeholt. Drei Stunden geht die Fahrt durch das weite Land, mit kleinen Dörfern, bergiger Landschaft mit sattgrünem Dickicht, hohem Gras und üppigen Baobabs. Wir sehen freundliche Menschen an den Straßenrändern, Ziegen- und Schafherden, die auf der Straße campieren und erst durch Hupen die Straße verlassen.
Es wird dunkel und das Autofahren auf den unbeleuchteten Straßen wird echt gefährlich. Für die letzten 15 km zur Sandy Beach Lodge, auf staubigem Pistenweg, brauchen wir eine knappe Stunde.
Hier treffen wir auf Hermann Striedl, der uns willkommen heißt und uns ein leckeres Abendessen kredenzt.
Montag, Tag 2: Siavonga
Erst am nächsten Morgen sehen wir vor unserer Haustür die traumhafte idyllische Karibasee mit den Palmen, den Rindern und Ziegen, die gemütlich am Sandstrand grasen. Wir bekommen vom freundlichen Personal ein leckeres, englisches Frühstück serviert. Gestärkt fahren wir mit Hermann ins Siavonga District Hospital.
Dort treffen wir Muya und Jonathan, die als Dental Therapists arbeiten und die beiden Praktikantinnen Fridah und Charity. Das Hospital hat zwei Zimmer mit zahnärztlichen Stühlen, ein Stuhl ist in Betrieb. Der zweite ist defekt und wird durch die mobile Einheit Greeloy von DWLF ersetzt.
Am Nachmittag zeigt uns Hermann die riesige Staumauer, die den Sambesi zur Karibasee – 280 km lang und 30 km breit – aufstaut. Zwei Kraftwerke versorgen heute noch die beiden Anrainerstaaten Sambia und Simbabwe mit ausreichender Elektrizität.
Dienstag, Tag 3: Chaanga
Wir fahren mit viel zahnmedizinischen Gepäck im Auto zur Chaanga Clinik. Diese besteht nur aus einem kleinen Raum mit einem Zahnarztstuhl ohne Strom. Den liefert die altersschwache Autobatterie über einen Stromwandler. Für die Bohrmaschine reicht es gerade! Mit dabei ist Fridah, die Praktikantin aus dem Siavonga Hospital, die sehr geschickt versteht, Zähne zu ziehen. Wir behandeln 35 Schmerzpatienten.
Mittwoch, Tag 4: Chirundu
Die Anfahrt über unbefestigte Piste nach Chirundu ins Mtendere Mission Hospital dauert 2 1/2 Stunden. Dort arbeitet Angela, eine Dental-Therapeutin mit ihrer Praktikantin Stella. Wir werden für zwei Tage im Gästehaus neben dem Hospital untergebracht.
Die Ausstattung im Hospital sieht von weitem gut aus: Es gibt zwei Behandlungsstühle, der eine ist mit Beleuchtung, aber der Kompressor ist defekt. Der andere Stuhl hat weder Licht noch Möglichkeiten zum Bohren oder Zahnstein entfernen. Für Angela, mit ihrer besonderen Extraktionstechnik, kein Problem! Wir kommen mit unserer mobilen Einheit von DWLF und unseren Kopflampen bestens zurecht.
Nachmittags gehen wir ins Waisenhaus Mudzi Wamoyo, wo 80 Kinder mit 5 Hausmüttern zusammenleben. Hausmutter Luindy heißt uns willkommen. Zuerst sind die Kinder bei den Checkups schüchtern und ängstlich, aber nachdem wir mit Mr. Big, einer Pferdehandpuppe, das Zähneputzen gezeigt haben, sprühen sie vor Energie und Lebensfreude. Wir sehen viele gut gepflegte Zähne, wenig kariöse Defekte.
Luindy zeigt uns stolz die kleinen Häuser und den Garten, der von den Hausmüttern und Kindern gepflegt wird. Zum Schluss singen die Kinder in mehreren Sprachen (Tonga, Bemba, Nyanja und Lozi) ein Dankeschön-Lied.
Donnerstag, Tag 5: Chirundu
Wir sind wieder im Hospital. Heute haben wir einen besonderen Fall: Ein junger Mann ist vor vier Wochen von einer Kuh im Gesicht verletzt worden. Seine Lippe ist gut genäht und verheilt, aber der Zahn 12 wurde in die Kieferhöhle hineingerammt und nicht weiter versorgt. Ich habe den Zahn extrahiert, die Wurzel gekürzt, den Wurzelkanal mit Kunststoff verschlossen, die Pfeilerzähne angeätzt und den Zahn mit Kunststoff an die Pfeilerzähne befestigt. Palatinal wurde der Zahn mit einer gekürzten, gebogenen Headströmfeile nochmals befestigt.
Nachmittags machen wir einige Füllungen und Cleanings. Abends sind wir bei Angela zum afrikanischen Essen eingeladen. Wir lernen ohne Besteck nur mit der rechten Hand zu essen. Nicht ganz einfach, aber lecker!!!
Freitag, Tag 6: Lusito
Heute geht es nach Lusito, wo in einem kleinen Raum ohne Strom ein funktionsuntüchtiger Behandlungsstuhl so hochsteht, dass man ihn noch nicht einmal zum Sitzen benutzen kann. Wir machen die Checkups auf kleinen einfachen Plastikstühlen, draußen vor der Tür.
Als wir am Nachmittag zur Sandy Beach Lodge zurückkommen, überrascht uns eine Boardingschulklasse mit 60 jungen Mädchen aus Lusaka, die ausgelassen im Pool planschen, am Strand Fußball spielen und an der Bar Disko tanzen. Wir machen mit!
Samstag/Sonntag, Tag 7 und 8: Viktoriafälle
Da die Nationalparks in der Regenzeit geschlossen sind, haben wir uns entschlossen nach Livingstone zu den Victoriafällen zu fahren. Die neun Stunden Autofahrt sind lang und sehr anstrengend, aber wir werden dafür auch von gigantischen Wasserfällen begrüßt.
Montag, Tag 9: Siamatika School
Wir untersuchen 335 Kinder und extrahieren viele Zähne, davon sind die meisten Milchzahnwurzelreste. Viele der kleinen Schüler hatten recht ungepflegte Zähne. Mit Mr. Big im Arm wurde die Putztechnik kindgerecht erklärt. Jeder bekam eine Zahnbürste geschenkt. Am meisten haben sich die Kinder aber über einen Fußball gefreut! Abends sind wir sehr müde, aber glücklich!
Dienstag, Tag 10: Nabutezi Dental Station
Hier finden wir einen kleinen schmutzigen Raum mit einem unbeweglichen Zahnarztstuhl vor, aber wir haben Strom! So bauen wir flink mit Mr. Piri die mobile Einheit und die medizinischen Gerätschaften auf. Dieses Mal ist Charity, die Praktikantin vom Siavonga Hospital dabei. Da wir schon so gute Erfahrung mit Fridah gemacht haben, lassen wir sie einige Zähne extrahieren. Es fällt ihr schwer, am Ende schmerzt ihr Arm erheblich. Alle Patienten wurde behandelt, wir sind zufrieden.
Mittwoch, Tag 11: Musokwe Health Clinik
Wir bekommen einen kleinen Raum zugewiesen, wo ein einfacher Stuhl zum Behandeln steht. Neben einer Tiefkühltruhe und zwischen Regalen versuchen wir zu behandeln. Hier gibt es viele junge Patienten mit zerstörten 6ern, 7ern und 8ern. Oft können die Schmerzen nur durch eine Extraktion beseitigt werden.
Am Feierabend fahren wir zum Tamarind-Camp, wo wir eine Bootstour auf dem Sambesi machen. Hermann hat vorsorglich Benzin mitgenommen! Wir sehen eine große Kolonie von Hippos und einige Krokodile.
Donnerstag, Tag 12: Matuwa combined Day Sec. School
Heute untersuchen wir 80 Kinder. Viele Kinder haben verfärbte, dunkle Zähne oder harte Fluroseflecken ohne Karies. Hermann sagt, es liege am sehr mineralhaltigen Brunnenwasser. Der Schule schenken wir den zweiten Fußball, den wir mitgebracht haben.
Freitag, Tag 13: Namumu Primary School
Christine hat Geburtstag! Wir überraschen sie um sieben Uhr morgens mit einem Geburtstagsständchen. Dann fahren wir in die Primaryschule nach Namumu. Wir untersuchen 357 Schüler in ihren Klassenzimmern. Zahnextraktionen werden im Direktorzimmer durchgeführt.
Nachmittags geht es zur Sandy Beach Lodge zurück. Dort erwartet uns ein köstliches Geburtstagsessen. Als Dessert gibt es Sekt mit Schwarzwälder Kirsch- und Pfirsichbiskuittorte. Die Kinder singen und tanzen einen Geburtstagstanz.
Samstag, Tag 14: Sandy Beach Lodge
Heute ist Reinigung und Ölen der Instrumente, Aufräumen des Equipments und Einweisung der mobilen Einheit für die Herren Piri und Moses II angesagt. Danach erfrischen wir uns am Pool und lassen die zwei anstrengenden Wochen ausklingen.
Mein besonderer Dank gilt
- Tina Gauß und Christine Wallner, die mit viel Energie und Hingabe dieses Projekt möglich gemacht haben,
- Hans Stehmann, mein Ehemann, der uns als Kameramann und Mann für alle Fälle begleitete,
- Hermann Striedl, der als PMG mit viel Herzblut unsere Einsätze koordinierte, Fahrer und Begleiter zur Verfügung stellte und uns Essen und kalte Getränke mit auf den Weg gab,
- Emily Striedl, die als Club-Chefin für unser leibliches und seelisches Wohl sorgte.
- Moses I, unser geduldiger Fahrer,
- Piri und Moses II, die uns beim Auf- und Abbauen geholfen haben, gedolmetscht und die Patienten beruhigt haben,
- Schellenberg Brushes, die 720 Zahnbürsten spendeten,
- Rainer Scharinger und Freunde, die die Fußbälle spendeten.