von Christoph Rathje (E-Mail: christoph.rathje [at] t-online.de)

Einsatzbericht Sambia 2016

Einsatzteam:
  • Christoph Rathje,
  • Heike Kubary,
  • Karen Liebs.

Anfang des Jahres, als es hier noch vergleichsweise kalt war, haben wir uns auf den Weg nach Sambia gemacht. Da ich mit Familie die Vicfalls bereits von Simbabwe aus gesehen hatte, wollte ich meinen beiden Damen den Anblick dieses Naturspektakels nicht vorenthalten. Somit verbrachten wir zunächst die ersten Tage in Livingstone, machten einen kleinen Ausflug in den Busch und nahmen ein Bad am Rand der Vicfalls. Am Sonntag machten wir uns dann von dort auf Richtung Siavonga, wo wir von Herman Striedl (red. Anm.: PMG für Sambia) herzlich empfangen wurden.

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Bei einem kühlen Bier und leckerem Essen verbrachten wir den ersten Abend mit Herman am Lake Kariba, der bei Nacht dem Lichtermeer einer Großstadt gleicht, da nachts Unmengen Fischer unterwegs sind, die mit einer bestimmten Fangtechnik fischen, bei der sie starke Lampen einsetzen.

Herman machte uns an diesem Abend mit den örtlichen Begebenheiten vertraut und stellte uns den Plan für die nächsten zwei Wochen vor.

Bild_10An unserem ersten Tag stand ein Besuch der Klinik in Siavonga an. Dort arbeiten zwei Dental- Therapists, die soweit ausgebildet sind, dass sie einfache Füllungen, kleine chirurgische Eingriffe sowie Extraktionen durchführen können. Auf besonderen Wunsch habe ich den beiden vorgeführt wie man mit einfachen Mitteln eine Wurzelbehandlung durchführt. Diese konnte natürlich nicht nach hiesigen Standards durchgeführt werden aber der Versuch einen oberen Frontzahn zu retten, war dabei ausschlaggebend. Da an diesem Montag nur relativ wenig in der Klinik zu tun war, waren bereits mittags sämtliche Patienten behandelt und wir nutzten die Zeit uns den Staudamm des Lake Kariba zwischen Sambia und Simbabwe anzuschauen.

Bild_2Die folgenden Tage gab es dann allerdings deutlich mehr zu tun. Herman hatte geplant Schulen und Dörfer der Region zu besuchen und dort alles zu behandeln, was zu schaffen war. So führten wir in den Schulen Reihenuntersuchungen ganzer Schulklassen durch- eine Klasse besteht gerne aus etwa 60 Schülern- legten Füllungen und entfernten diverse Zähne, die nicht mehr zu erhalten waren. Auffällig war bei den Kindern, dass viele komplett kariesfrei waren, wo hingegen bei anderen bereits viele Zähne fehlten oder kariös zerstört waren. Vor unserem Bild_3Behandlungsraum, ein Klassenraum, in dem wir Plastikstühle aufgestellt hatten und mit Stirnlampe behandelten, hatte sich eine Traube aus Kindern in einfachen, einheitlichen Kitteln gebildet, die uns interessiert bei der Arbeit zuschauten. Nach der Behandlung bekam jedes Kind einen Luftballon und eine Zahnbürste. Die Schule bekam von uns einen Fußball geschenkt, von denen  mir die Firma Erima einige gestellt hatte.

Bild_4In den Dörfern warteten oft schon eine Reihe Menschen, hauptsächlich Frauen, auf uns in wunderschönen, farbenfrohen Röcken. Auch hier beschränkte sich unsere Arbeit hauptsächlich auf das Extrahieren von Zähnen sowie kleine Füllungen im Bereich der Front und der Seitenzähne.

Für das Wochenende hatte Herman uns angeboten einen Trip in den Lower Sambesi Nationalpark zu organisieren. Da es bislang noch kaum geregnet hatte, obwohl wir uns in der Regenzeit befanden, hielten wir dies für eine gute Idee und machten uns am Samstagmorgen auf den Weg.

Nach etwa der Hälfte der Strecke, die uns hauptsächlich über kleine Sandstraßen führte, fing es dann ordentlich an zu regnen und wir standen plötzlich vor einem Fluss mitten im Busch, wo sich sonst kein Fluss befindet. Das Wasser kam als reißender Strom aus den Bergen runter und versperrte uns den Weg. Nach kurzer Zeit gesellte sich eine Familie zu uns und so warteten wir geduldig auf das Sinken des Pegels um nach etwa 1 ½ Stunden Wartezeit den Fluss sicher mit dem Auto zu durchqueren.

Bild_11Auf dem Rückweg am nächsten Tag befand sich an dieser Stelle ein komplett trockener Flusslauf. Schon wenige Meter nach dem Durchqueren des Flusses fuhr unser Fahrer dann allerdings auch den Wagen im Matsch fest, sodass ein ganzes Dorf zusammenlief, um unser Auto aus dieser misslichen Lage zu befreien. Die Nacht verbrachten wir dann als einzige Gäste –  während der Regenzeit ist der Lower Sambesi Park eigentlich geschlossen – in einzelnen Zelten, bei dem Gegrunze der Hippos, in einer traumhaften Lodge. Am nächsten Tag durften wir dann noch den Sambesi auf dem Wasser erleben, wo wir von unserem Boot aus Elefanten, Krokodile, Büffel und Hippos beobachten konnten. Auf dem Rückweg waren die Flüsse, die wir auf dem Hinweg durchqueren mussten, verschwunden, an ihrer Stelle nur Busch und trockener Sand.

Bild_6Die zweite Woche war von Herman ebenso gut wie die erste geplant. Wieder standen Besuche in Schulen und kleinen Dörfern an. Die Dörfer lagen Großteils gar nicht weit weg aber schon für 40 km durch den Busch muss man etwa 2 Stunden rechnen. An der Grenze zu Simbabwe verbrachten wir zwei Tage in einer italienischen Missionsklinik, wo wir Angela, einer dort beschäftigten  Dental Therapist ein wenig halfen und gemeinsam mit ihr eine Wurzelbehandlung durchführten. Untergebracht waren wir in den zwei Tagen im Gästehaus der Mission, wo wir großartig versorgt wurden.

Bild_5Die Behandlung im Busch ist nicht immer ganz einfach. Die Temperaturen sind teilweise sehr hoch, es fehlt fast überall an Fließend Wasser und vielfach gibt es in den Dörfern keinen Strom. Es muss überall improvisiert werden. Mal wird der Strom über einen Umwandler vom laufenden Auto gewonnen, lose Kabel verschwinden in Steckdosen, die Wasserkühlung des Bohrers erfolgt aus Mineralwasserflaschen ohne Kohlensäure und die Beleuchtung kommt aus einer einfachen Taschen- oder Stirnlampe. Aber genau das macht es auch so spannend, da man auch ohne große High- Tech- Geräte durchaus in der Lage ist, vernünftige Füllungen oder sogar Osteotomien durchzuführen.

Sehr beeindruckt hat uns ein Gottesdienst in einer Schule, die wir zuvor besucht hatten. Trotz Temperaturen über 40 Grad bekamen wir eine Gänsehaut als die Mädchen anfingen zu singen. Wir mussten als Gäste in der ersten Reihe sitzen und durften das Spektakel genießen.

Herman begleitete uns auf dem Rückweg nach Lusaka und verschaffte uns noch einen Einblick in das Stadtleben.

Zusammenfassend ist zu sagen: Perfekte Organisation, tolle Unterkunft und wunderbare Abende mit Herman am Lake Kariba. Ich komme wieder.

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