Einsatzbericht 30.05. bis 10.06.2016

von Stefan Crusius (E-Mail: stefan.crusius [at] t-online.de)

Alle Teammitglieder trafen sich am späten Nachmittag des 28.5. auf dem Flughafen von Lissabon. Zwei Nordlichter, ein Preuße und ein „Südstaatler“. Wir kannten uns alle bereits von einem früheren Einsatz in Namibia.

kapverdenKaffee und Natas verkürzten die Zeit bis zum Weiterflug nach Praia. Gegen 20 Uhr ging es dann weiter. Kein Champions-League-Finale für uns. Etwas übermüdet landeten wir gegen 24 Uhr.

Nach Erledigung der Einreiseformalitäten konnten wir unser Gepäck in Empfang nehmen. Der Zoll hat uns nicht behelligt. Keine mühsamen Diskussionen wie letztens in Namibia. Am Ausgang empfing uns der Kollege vor Ort,  Dr. Ozias Fernandes. Rein in den Minibus und durch das verschlafene Praia zu unserer Unterkunft im Ortsteil PalmarejoOzias versprach am Sonntag vorbei zu kommen, um uns in Palmarejo herumzuführen. – Todmüde sanken wir ins Bett.

thumb_IMG_0352_1024Das Haus ist sehr geräumig, zweistöckig, 5 Schlafzimmer, 2 Bäder, große Küche mit Waschmaschine. Ein Zimmer wurde zum Vorratsraum von unseren Vorgängern umfunktioniert. Eine sehr gute Idee. Etwas abschreckend wirkten die zahlreichen Kakerlakenleichen. Die restliche „Verwandschaft“ stellte sich in den nächsten Tagen vor.

team_crusius_2Wie verabredet erschien Ozias am Sonntagmorgen, um uns mit Palmarejo bekannt zu machen.

Padaria, Großeinkauf im Supermarkt. Mit der Lastverteilung auf 5 Leute war das auch gut zu bewältigen. – Herzlicher Abschied bis zum nächsten Morgen in São Domingos.

Montag  30.5., erster Arbeitstag

Lino, unser Fahrer, holte uns kurz vor acht ab. Ausgerüstet mit Wasser und Kaffee ging es zuerst in die Padaria.

Nach ca. 20 Minuten hatten wir Sao Domingos erreicht. Wir wurden vom Team herzlich begrüßt. Fredy, Beti und Daluz würden uns die nächsten zwei Wochen kräftig unterstützen.

Die Geräte wurden angeschlossen, Instrumente und Material gesichtet. Fast Alles funktionierte. Instrumente und Füllungsmaterial waren reichlich vorhanden. Aber wo sind Turbinen und Winkelstücke? Im Lager in Palmajero?

Gottseidank erschien Ozias. Er hatte sie in Verwahrung. Am Ende unseres Einsatzes sollten wir sie für die Nachfolger im Lager in Palmajero deponieren.

Das „Handschuhproblem“ war uns bekannt. Es sollte jeder Teilnehmer seine eigenen Handschuhe in entsprechender Menge mitnehmen. Wer gerne mit Vinyl arbeitet, sollte auf eine größere Größe ausweichen, denn bei den Temperaturen in den Behandlungszimmern ist ein Handschuhwechsel mühsam.

Ab 11:00 Uhr konnten wir mit der Behandlung beginnen. Beti hatte eine umfangreiche Liste mit Anmeldungen. Es standen uns drei Arbeitsplätze zur Verfügung. Wechselseitig konnte einer von uns assistieren oder sich mit anderen Aufgaben befassen. Das ermöglichte eine zügige Behandlung. Am Ende des Tages gegen 15:00 Uhr hatten wir 30 Patienten versorgt.

Eine gute Kopf- oder Stirnlampe verbessert die Sicht. Kommunikationsprobleme konnten dank Beti und Fredy gemeistert werden. Am Ende der Behandlung erhielt jeder Patient Zahnbürste und -paste.

Dienstag  31.5. 

FlaggenDer Dienstag lief erst etwas schleppend an, bis eine ganze Schulklasse auf den Wartebänken Platz nahm. Mit Kinderzahnbürsten waren wir eindeutig unterversorgt. Aber für Mut und Tapferkeit gab es den „Orden“ (Deutschland/Cape-Verde-Freundschaftspin).

Am Nachmittag besorgten wir uns neue SIM Karten (Daten-SIM). Nun waren wir unabhängig vom mageren WiFi Angebot. Es war damit auch das Telefonieren über WhatsApp möglich.

Mittwoch 1.6.

Mittwoch war Weltkindertag. Ein offizieller Feiertag. Ozias kam am Vormittag vorbei, um sich nach unserem Befinden zu erkundigen. Auf seine Empfehlung hin besuchten wir die alte Hauptstadt Ciudade Velha. Für die Rückfahrt bot sich der Minibus für 70 CVE/Person an.

Donnerstag 2.6. /Freitag 03.06.

Donnerstag und Freitag verliefen ähnlich wie die Tage zuvor. Nach 35 Patienten konnte am Freitag das Wochenende beginnen.

Wochenende

Ich hatte bereits von Berlin aus im Hotel „Baia Verde“, in Tarrafal, vier Zimmer reserviert. (36 EUR pro Person & Nacht). Nach einer guten Stunde setzte uns Lino vor der Unterkunft ab. Die Rückfahrt war für Sonntagnachmittag verabredet. Viel Sonne, Strand und MÜCKEN.

Montag 6.6.

Nach diesem entspannten Wochenende begann der Montag etwas dramatisch. Eine unserer letzten Patientinnen konnte nach der Behandlung am Freitag den Mund nicht schließen. KG-Sperre? – Nach beidseitiger LA habe ich den UK reponiert. Da das recht mühelos geklappt hat, glaube ich nicht wirklich an eine Luxation.

Dienstag 7.6.  bis Donnerstag  9.6.

Dienstag, Mittwoch und Donnerstag vergingen mit normaler zahnärztlicher Routine. Am Donnerstag haben wir Fredy und seine Frau ins Hotel „Ipanema“ eingeladen.

Freitag 10.6.

Freitag haben wir eine Schule in der Umgebung besucht und eine kleine Prophylaxe-Demo abgehalten. Leider mussten wir eine Stunde auf unseren Fahrer warten bis wir dorthin gebracht wurden. Warum, konnte uns keiner erklären. Erst als ich deutlich zum Ausdruck brachte, dass wir nicht länger gewillt waren zu warten und mit dem Abbruch „gedroht“ habe, ging es los.

Unserer Meinung nach wäre zu überlegen, ob der „Prophylaxetag“ nicht am zu Beginn des Einsatzes stattfinden sollte.

Unter unseren Patienten waren auffällig viele Kinder. Da fällt die Entscheidung ob Extraktion oder Füllung nicht leicht. Ob wirklich jeder beschwerdefreie Milchzahnrest entfernt werden muss, sei dahin gestellt.

Als eingespieltes Team, bei dem die Arbeit als Gruppe im Vordergrund stand, konnten wir sehr effektiv arbeiten. Unser Arbeitstag begann um 9 Uhr und endete meistens zwischen 13 und 15 Uhr. Auf eine Mittagspause wurde verzichtet.

Wir haben an den neun Behandlungstagen ca. 320 Patienten versorgt (im Schnitt also ca. 40 Patienten/Tag), 240 Flg., 250 Ex/Ost, 115 Zst.

Für unsere Nachfolger haben wir eine „Was-fehlt-Liste“ zusammengestellt. Das erscheint mir sinnvoller als die Bestandsliste.

Grundsätzliche Überlegungen über Nachhaltigkeit unserer Arbeit stelle ich nach meinem vierten Afrika-Einsatz nicht mehr an. 

Wir können die Welt nicht retten, aber sie an der einen oder anderen Stelle ein wenig verbessern.

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Team Crusius

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